Das Make Out Magazine zeigt der Heteronormativität den Mittelfinger

Im vergangenen Jahr erblickte ein neues queer-feministisches Magazin das Licht der Welt. Die erste Ausgabe des Make Out Magazine (kurz: MOM) mit dem Titelthema NERD feierte seine Premiere auf dem Berliner ZineFest. Demnächst soll die zweite Ausgabe erscheinen. Wir sprachen mit zwei Redaktionsmitgliedern über die Entstehungsgeschichte des Heftes, unterstützenswerte Projekte und queer-feministische Ideen im heteronormativen Mainstream.

Was ist MOM? Was macht MOM besonders?
MOM steht für Make Out Magazine, ein Name der für uns auf zwei Ebenen funktioniert. Zum einen hat er eine gewisse sexy Komponente im Sinne von Rummachen, Rumknutschen. Zum anderen steht „make out“ aber auch dafür etwas am Horizont auszumachen und auf neue Strömungen und Geschehnisse hinzuweisen, die von der Mehrheitsbevölkerung vielleicht nicht sofort wahrgenommen werden.

Wir kommen alle aus unterschiedlichen queer-feministischen Hintergründen und uns war es wichtig mit dem Heft verschiedene Dinge zu verbinden: Wissenschaft und Kunst, Alltagserfahrungen und Gesellschaftskritik, Musik, Kreativität und noch vieles mehr. Die Texte sind auf Englisch und auf Deutsch, jeweils mit einer kurzen Zusammenfassung in der jeweils anderen Sprache, um ein bisschen was von dem Feeling in Berlin wiederzugeben, das ja auch sehr vielsprachig ist. Außerdem wollten wir auch außerhalb des lokalen Kontextes kommunizieren können und Menschen und Perspektiven aus anderen Teilen der Welt einbeziehen.

Make Out Magazine

Wie oft erscheint ihr?
Das Make Out Magazine erscheint halbjährlich und jede Ausgabe hat ein Thema, das nicht das gesamte Heft ausmacht, aber doch die Möglichkeit gibt sich intensiver und aus verschiedenen Perspektiven mit einem Thema auseinander zu setzen. Die erste und aktuelle Ausgabe erschien im November 2011 und hat das Thema NERD. Das nächste Heft, mit dem Thema HEIDI, soll im Mai erscheinen. In jedem der Hefte gibt es außerdem ein paar wiederkehrende Elemente, wie z.B. ein Mixtape, dass in der letzten Ausgabe von Lynn von Homoground zusammengestellt wurde, oder Betty’s Page, auf der Betty großartige Bastelanleitungen zum jeweils aktuellen Thema beisteuert.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen? Erzählt ein bisschen was zu eurer Entstehungsgeschichte…
Die Idee gemeinsam ein Zine zu starten, kam eigentlich von Dana Krusche. Das war irgendwann Ende 2010 bei einem Konzert im Schokoladen in Berlin Mitte. Zoé und Joey kannte ich beide, weil sie bei einem anderen Projekt von mir, transnational-queer-underground.net, mitgemacht hatten. Wir haben uns dann relativ oft getroffen, um überhaupt erstmal auszuloten, wo wir hin wollten, damit das Ergebnis für alle zufriedenstellend wird und natürlich um einen Namen zu finden. Wir haben viele andere Magazine studiert und es war uns allen besonders wichtig unabhängig zu bleiben, d.h. keine Werbung zu schalten, was natürlich ein größeres finanzielles Risiko für uns bedeutete.

Außerdem sollte das Make Out Magazine Raum bieten, um verschiedene selbstorganisierte Projekte vorzustellen, weil es so viele tolle Menschen gibt, die Projekte auf die Beine stellen, aber denen dennoch relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Im letzten Heft waren da z.B. Electricdress, die eine Bastelanleitung beigesteuert haben, die erklärt wie mensch aus einem alten Handy einen Roboter machen kann, das Ruby Tuesday Girls Rock Camp hat sich vorgestellt und wir haben einige Bilder und Gedichte von der Papierflieger Co-op und Katja von Helldorff veröffentlicht. Im nächsten Heft wird u.a. die GEGEN Party-Reihe vorgestellt, wofür ich ein Interview mit Warbear, einem der Organisatoren gemacht habe. Vielleicht steuert Bildwechsel etwas für die nächste Ausgabe bei. Sie haben nicht definitiv zugesagt, waren aber interessiert oder Hanno Stecher stellt das Queer Film Archiv vor, was sich in Berlin gerade im Aufbau befindet.

Welche Zielgruppe wollt ihr ansprechen?
Ich würde nicht sagen, dass wir explizit eine bestimmte Zielgruppe ansprechen wollen, sondern uns viel mehr darüber freuen, wenn MOM bei Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen auf Interesse stößt, um über gesellschaftliche und insbesondere queer-feministische Zusammenhänge zu informieren, zu kritischem Denken anzuregen, zu vernetzen und zu inspirieren. Trotzdem war, wahrscheinlich durch die eigene Verwurzelung, die ganze Zeit klar, dass das Heft von und für die queere Community entstehen sollte, natürlich in der Hoffnung auch Menschen außerhalb dieses Kontextes anzusprechen, was leider nicht so einfach ist. Aber es ist toll zu sehen, wie sich das Erscheinen des Hefts doch rumgesprochen hat und auch, wie die Menschen hier in Berlin darauf reagieren. Ohne die ganzen ehrenamtlichen Helfer_innen, Bands und DJ_anes die uns unterstützt haben, hätten wir das alles nie schaffen können.

Wieviele Menschen sind an MOM beteiligt?
Wir haben zu viert angefangen, inzwischen sind wir sechs, die sich um den Inhalt und das Layout kümmern. Drei für die Redaktion und drei für das Layout. Und es gibt noch zwei Menschen in Berlin, die sich um den Vertrieb kümmern, aber auch noch eine Person in Hamburg, eine in Göttingen und eine in Leipzig, die vor Ort als Ansprechpartner_innen für den Vertrieb zur Verfügung stehen. Sandra Ehlen ist für das letzte Heft schon mit eingestiegen und hat einen Großteil des Layouts übernommen und Zanko wird für das nächste Heft ebenfalls das Layout-Team unterstützen. Da ich hauptsächlich für den redaktionellen und organisatorischen Bereich zuständig bin, bin ich schon sehr gespannt, was die drei vorhaben, aber ich kann wohl schon verraten, dass das nächste Heft Layout-technisch ein wenig gewagter wird!

Sucht ihr noch Verstärkung für euer Team?
Wir freuen uns auf jeden Fall über weitere Unterstützung. Ob das Beitrage in Bild oder Wort für das nächste Heft sind; aktuell sind wir besonders noch auf der Suche nach Fotograph_innen, die Lust hätten eine Farbbildstrecke zum Thema „Heidi“ zu machen. Aber auch Beiträge zu diesem oder auch ganz anderen Themen sind sehr willkommen. Außerdem wäre es toll weitere Ideen aus anderen Städten zu bekommen, wo das Heft verkauft werden kann. Vielleicht gibt es ja auch Leute, die Lust hätten sich um den Verkauf in ihrer Stadt zu kümmern.

Irgendwelche Pläne und Wünsche für die Zukunft von MOM?
Im Moment sind wir sehr froh über so viel positives Feedback und den gut anlaufenden Verkauf. Allerdings sind die Finanzen bisher noch sehr schwierig, wenn sich das Heft über kurz oder lang auch finanziell tragen würde, wäre das schon eine sehr große Erleichterung. Natürlich hoffen wir außerdem, dass sich die Leser_innenschaft noch weiter ausdehnt und auch Menschen, die sich sonst vielleicht nicht in queer-feminstischen Kontexten bewegen durch das Heft Interesse daran bekommen. Ich würde nicht sagen, dass großartige Pläne dahinter stecken, uns geht es hauptsächlich um Vernetzung und Austausch und die Auseinandersetzung mit Themen, die im Mainstream meist keinen Platz finden.

Wo kann mensch euch kaufen?
Bis jetzt haben wir Verkaufsstellen in Berlin, Braunschweig, Bremen, Bonn, Göttingen, Hamburg, Leipzig und Wien. Wo genau steht auf unserer Website unter www.makeoutmagazine.net. Dort kann das Heft außerdem auch online bestellt werden.

3 Kommentare zu „Das Make Out Magazine zeigt der Heteronormativität den Mittelfinger

  1. Hmm. Auf der Website steht, Deadline für Beitragsideen sei bereits der 15. Januar gewesen. Wie aktuell sind denn die Aussagen im Interview?

  2. Huhu, wie das mit selbstgesetzten Deadlines für einzureichende Beiträge so ist, verschieben die sich gern mal weit nach hinten, wenn das Blatt hauptsächlich auf Gastbeiträge zurückgreifen muss :) Die Aussagen im Interview sind aktuell, die Aussagen auf der Homepage stammen glaube ich von Dezember, bin aber nicht sicher. Also ran an die Tasten, wenn du noch etwas beitragen willst…

Kommentare sind geschlossen.

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