Guten Tag, mein Name ist Mädchen

dodo vom mädchenblog denkt darüber nach, wie sie denn nun genannt werden will und sich selbst nennen soll: Frau oder Mädchen? Beides hat seine Vorteile, beides ist manchmal auch blöd. Beides geht und muss dodos Meinung nach auch gehen:

(…) Es gibt viele gute Gründe, sich ab einem gewissen Alter als Frau zu bezeichnen und das Mädchendasein hinter sich zu lassen. Andererseits … wer zum Geier sagt eigentlich, dass Mädchen harmlos sind und nicht ernst genommen zu werden brauchen, bis sie erwachsen sind? Wer sagt, dass ihre Wut, ihre Ideen und Forderungen weniger Gültigkeit haben, nur weil ein paar Jährchen Lebenserfahrung fehlen? Ist das nicht genau eines dieser Rollenbilder, gegen die es eigentlich zu kämpfen gilt, die man nicht ohne weiteres akzeptieren sollte? (…)

Und bei euch so? „Mädchen“ oder „Frau“?

20 Kommentare zu „Guten Tag, mein Name ist Mädchen

  1. Mal so, mal so, meistens handelt es sich dabei allerdings um eine Fremdzuschreibung, was bei ‚Mann‘ oder ‚Junge‘ nicht viel anders ist. Die letzten beiden werden aufgrund bestimmter symbolischer Merkmale, sowohl auf körperlicher als auch auf textueller Ebene häufiger für mich verwendet… Im Grunde ist das in einer post-essentialistischen Zeit doch egal, wie man sich nennt…

    Wenn es irgendwie Strategie sein sollte, sich eine bestimmte Geschlechterrolle zuzulegen, dann sollte man aber schleunigst davon Abstand nehmen – schließlich geht es gerade darum solche Zuschreibungen zu hinterfragen und außer Kraft zu setzen… Ich kann mich nicht Feministin nennen und gleichzeitig von der patriarchalen Zuschreibung der Rolle ‚Mädchen‘ profitieren…

  2. alllllsoooo, die Mädchendebatte … eins meiner ewigen Lieblingsthemen ;-)
    Ich selbst – also nur ich ganz alleine – fand den Begriff „Mädchen“ schon immer doof, auch als ich noch ein (kleines) Mädchen war. Zuallererst mal, weil DAS Mädchen nicht mal weiblich sein darf, im Gegensatz zu DEM Jungen. Mit dem Begriff „Mädchen“ macht man sich nur unnötig klein und niedlich; und irgendwie hat es im deutschsprachigen Raum mit der ironischen Umdeutung nie so richtig funktioniert wie im Englischen und dem „Girl“ oder „Grrrl“. Third Wave hin oder her – weil ich ein Mädchen bin? Nein danke!
    Und ja, ich finde Erwachsensein viel cooler als Kleinmädchensein.

    Siehe auch Annette Antons Buch „Raus aus der Mädchenfalle“, in dem die Autorin sehr treffend und schmerzhaft beschreibt, wo man so landet, wenn man sich zu mädchenmäßig verhält. Bitte mal reinlesen!

    Im Übrigen findet man das Wort „Frau“ anderswo kein bißchen steif und altbacken – bei meinem letzten Italienurlaub fiel mir Kosmetikwerbung auf, die mit dem Begriff „Frau“ beworben wurde – analog zu „Femme“ oder „Donna“ bei uns.

    Konsequent sein: klappt schon wieder nicht, sonst wär‘ ich ja nicht so oft auf dieser Seite :-)

  3. Unterschied ist auch, ob man sich selbst so nennt, oder ob andere das Wort Mädchen benutzen. Mich, wäre ich Frau, würde es stören, wenn mich jm. Mädchen nennt

  4. egal, ob rolle oder nicht. mädchen und frau sind ganz einfach erstmal die wörter für ein weibliches wesen in verschiedenen alters-stadien oder nicht. wenn ich also ein bestimmtes alter erreicht habe und volljährig bzw erwachsen bin, werde ich ganz automatisch vom mädchen zur frau. wenn jemand mich dann jünger (oder auch kleiner) machen will als ich bin bezeichnet er (oder sie) mich als mädchen… das dürfen in meinem fall nur meine eltern.
    bei jedem anderen empfinde ich eine solche bezeichnung als respektlos und/oder als eine schlechte taktik sich über mich zu stellen. denn egal ob junge oder mädchen, kinder sind doch prinzipiell wesen die hilfe brauchen und abhängig sind.
    für mich wäre diese frage also ziemlich schnell erledigt.. ohne noch die diskussion dranzuhängen welche verhaltensweisen noch mit ‚mädchen‘ assoziiert werden.

  5. „kinder sind doch prinzipiell wesen die hilfe brauchen und abhängig sind“ – puh, das ist so ne Aussage, die ich wirklich ein bisschen strittig finde, mich aber dennoch daran nicht aufhängen werde ;)

  6. meine oma wurde in den liebesbriefen ihres frühen erwachsenenalters noch liebevoll „mein kind“ genannt. (außerdem wurde sie von ihren liebsten in feinster sütterlin-schrift darum gebeten doch ihre „blüte“ für den in stalingrad weilenden adressaten zu bewahren, aber das ist ein anderes thema)
    und nichts gegen kinder und deren eigenständigkeit, aber baby, kind, mädchen – klar war eine schöne zeit – und gewisserweise in ironischer remineszenz an pyjamaparty-tage nenn ich nächte mit meinen freundinnen auch heute noch gerne „mädels-abende“ aber ich werde selber viel lieber frau genannt. zahl meine „mädels-abende“ nämlich nicht mehr von dem taschengeld meiner eltern, in clubs muss ich dem türsteher nicht mehr einen dilletant gefälschten ausweis vorzeigen und alkohol bezieh ich auch sonst nicht mehr (ausschließlich) heimlich aus dem weinkeller meiner eltern. puh! ein hoch auf’s erwachsensein!
    so wie ich eben um gottes willen auch keine beziehung mit einem „jungen“ mehr führen möchte, aber gerne mit jemandem der mit „den jungs“ etwas unternimmt.

  7. Da gab es doch mal diesen Sammelbegriff für Damen, dem Mädchensein schon entwachsen aber noch nicht verheiratet (= „vollständige“ Frau): Fräulein.

  8. Uah, über das Verheiratet-sein definiert zu werden… Außerdem wußte da ja jeder gleich, ob er Dich anbaggern konnte oder es „sinnlos“ war. Ich bin echt froh, davon weg zu sein, aber das Wort Fräulein an sich finde ich eigentlich voll hübsch.

    Diese Einteilung von Frauen in verheiratet/unverheiratet findet man in erstaunlich vielen Sprachen, auch wenn es heute immer seltener gebraucht wird. Dann gibt’s da noch dieses Ungleichgewicht, dass in Deutschand Frauen mit Frau, Männer aber mit Herr adressiert werden.

    Um zum Thema zurück zu kommen: Ich lege eigentlich gar keinen Wert darauf, nur über mein Geschlecht definiert zu werden. Ich werde am liebsten bei meinem Namen genannt. Für die Zukunft fände ich es auch klasse, eine Anrede zu entwickeln, die geschlechts- und altersunabhängig ist und mit der man alle respektvoll und höflich anreden kann.

  9. die zuordnung ist richtigerweise
    Mann – Weib
    und
    Herr – Frau

    das ist also kein ungleichgewicht
    sondern eigentlich ganz normal

  10. Aber ist es bei euch nicht auch so, dass man zwar natürlich irgendwie vom Kopf her darauf besteht, als FRAU bezeichnet zu werden, eben weil man erwachsen ist, selbstständig und Respekt von anderen erwartet, aber trotzdem oft von Gleichaltrigen als MÄDCHEN spricht?

    Also, Beispiel: Man geht aus und da lerne ich FRAUEN in meinem Alter kennen, mit denen ich mich nett unterhalte und ich erzähle jemandem später davon – dann würde ich sagen: „Da waren zwei total nette Mädchen / Mädels, mit denen ich einen witzigen Abend hatte.“ Würde ich meinem Gegenüber sagen „Da warten zwei Frauen …“, wäre die Assoziation die, dass ich den Abend mit zwei 40- oder 50-Jährigen verbracht hab. Dabei würde ich jede über 25-Jährige vom Verstand her als FRAU bezeichnen.

    Merkwürdig, ich weiß. Aber isses bei euch wirklich anders?

    P.S.: Und ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich mit MÄDCHEN echt überhaupt nix Negatives verbinde, auch keine Infantilität oder dass man Mädchen nicht ernst nehmen müsste oder dass mich jemand runtermachen will, wenn er Mädchen zu mir sagt …

  11. Da liegt tatsächlich ein „Ungleichgewicht“ vor: Frau kommt von mittelhochdeutsch Frouwe

    Frouwe, abgeleitet von frô (= Herr, vgl. Fronleichnam), ist die mittelhochdeutsche Bezeichnung für eine adlige verheiratete Frau und entsprach dem Begriff Herrin. Ein adeliges unverheirateten Mädchen war eine jungfrouwe (vgl. Jungfrau). Die nichtadlige verheiratete Frau war ein wîp (vgl. Weib), ein unverheiratetes Mädchen eine maget (vgl. Magd).

    Quelle

    Die Anführungszeichen deshalb, weil ich persönlich absolut keinen Wert darauf lege, als „Herr“ (Adelstitel) bezeichnet zu werden. Vielleicht bevorzugen viele Frauen deshalb „Mädchen“?

    „Mädchen“, etymologisch:

    Sprachlich ist „Mädchen“ (wie „Mädl“ oder „Mädel“) eine Verkleinerungsform von „Maid“, „Magd“.

    „Frau“ ist ein Adelstitel, „Weib“ wird oft abwertend benutzt, und „Mädchen“ kommt von „Magd“. (Analog zu „Knecht“)

    Kleines Dilemma …

  12. natürlich muss man mädchen erstnehmen, kinder und sogar „kleinkinder“ ja auch, aber als solches tituliert zu werden – nein, danke.
    aber mädchen ist einfach ein wort für nicht erwachsene frauen und als solche dürfen sie eben eine ganze menge nicht (so jetzt schon allein juristisch gesehen) und das trifft auf mich einfach nicht mehr zu.
    außerdem ist -chen ja per se schon eine verniedlichungsform. in manchen kontexten ist verniedlichung ja o.k. und oft ist eine verniedlichung ja auch etwas sehr liebevolles.
    was mir auch nicht gefällt ist, dass der „mädchen“-begriff eben nicht für alle frauen ausgeweitet wird, sondern eben nur für attraktive frauen bzw. frauen im „attraktiven“ alter, also bis höööchstens 39, weil jung ist gleich attraktiv oder so. playboybunnys sind in dieser funktion nie frauen, sie sind immer „mädchen“, doktorandinnen im selben alter sind immer frauen.

  13. Susanne:
    Ich fahre da „watch your language“… Ich habe mir irgendwann angewöhnt, wirklich bewusst von „Frauen“ zu reden. Unter anderem übrigens angeregt durch einen Freund, den ich zu Studiumsbeginn kennen lernte und der von allen Kommilitoninnen immer als „Frauen“ sprach.
    Und inzwischen stolpere ich auch echt drüber, wenn eine Freundin von mir von dem „Mädel aus dem Seminar“ erzählt.

  14. @ Anna: Ja, „watch your language“ ist ein sehr gutes Stichwort. Ich bin leider in manchen Dingen so wenig streng zu mir. Aber ab jetzt!

  15. Wird die Mädchenmannschaft bald umbenannt in Frauenmannschaft?
    Wird „Boys we like“ zu „Men we like“?
    Wird „1a Schnecken“ zu „1a …“? (Fällt jemandem ein passendes Wort ein?)

  16. SoE:
    „Um zum Thema zurück zu kommen: Ich lege eigentlich gar keinen Wert darauf, nur über mein Geschlecht definiert zu werden. Ich werde am liebsten bei meinem Namen genannt. Für die Zukunft fände ich es auch klasse, eine Anrede zu entwickeln, die geschlechts- und altersunabhängig ist und mit der man alle respektvoll und höflich anreden kann.“
    Volle Zustimmung. Und die Anrede haben wir doch schon: „Mensch!“ :D

    Nein, mal im Ernst… ich fände es wirklich besser, wenn wir Leute nicht primär über ihr Geschlecht identifizieren, sonst steht der Essenzialismus wieder direkt vor der Tür… man kann doch auch einfach von ‚Menschen‘ oder ‚Leuten‘ sprechen…

  17. Mensch ist irgendwie keine rechte Anrede in meinen Augen.

    @Susanne: Mädels und Mädchen sind meiner Ansicht nach heute 2 verschiedene Bezeichnungen. Mädchen hat mit dem „chen“ noch mal so eine Verkleinerungsform dran, und dass im Endeffekt beides verkleinerte Formen von Magd sind, weiß ja kaum noch wer. Da sieht man, wie auch bei „Weib“ sehr schön, wie sich Wortbedeutungen über die Jahre ändern.

  18. SoE:
    Das mit dem „Mensch!“ war ja nicht ernstgemeint… „Mensch Müller, kochen Sie mal bitte Kaffee?“ klingt auch komisch…

    Aber an anderer Stelle macht es durchaus Sinn, nämlich, wenn man von ‚Menschen‘ statt von ‚Männern’/’Frauen‘ zu sprechen… Ich glaube aber, der Singular ist einfach ungewöhnlich…

  19. Ich sehe mich selbst als Frau. Aber da ich sehr jung wirke (von 16-19 ist oft die Rede) werde ich von anderen als Mädchen gesehen.
    Offen gestanden stört mich das.
    Da mich auch viele Patienten (ich bin Krankenschwester) mit „Du“ anreden – was meiner Meinung nach so gar nicht geht, da ich ja in dem Moment die Schutzbefohlene bin.

    Das kann ich nicht mit Logik erklären, ich merke nur dass es mich nervt als Mädchen betrachtet zu werden. Könnte auch daran liegen dass einige ältere, männliche Patienten bei jungen Mädchen auf „Tuchfühlung“ gehen wollen weil sie glauben, dass wir uns nichts dabei denken und das zulassen in unserem Alter.

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