Freche Frauen

In der ein oder anderen Diskussion im Blog kamen ja schon mal die „Frechen Frauen“ zur Sprache. Deswegen soll heute auf die in meinen Augen sehr treffende Folge der Brigitte– (jaja) Kolumne von Julia Karnick zu diesem Thema verwiesen werden:

„Solange es in Buchläden „Freche Frauen“ gibt, verlange ich ein weiteres Regal: „Ungezogene Männer“.“

16 Kommentare zu „Freche Frauen

  1. Es gibt leider noch viel zu viele Schwätzer, welche die Ansicht vertreten, Frauen hätten ruhig zu sein und ähnliches. Dagegen wird sich nicht viel machen lassen.
    Grösseres Problem: die Erziehung von Mädchen zu genau solch einem Verhalten. In der Uni beobachte ich oft, dass die meisten Frauen nicht mitdiskutieren. Das trifft zwar auf die Mehrheit aller Studenten zu, aber bei Frauen erscheint mir der Anteil doch erheblich größer. Das kam auch schon in diversen Vorträgen von zumeinst Gastrednerinnen zur Sprache, die leider höchstens 20 Leute beuschen (und ich bin meist der einzig männliche).
    Man muss einfach mal stärker auf so etwas hinweisen. Z.B. fällt mir bisweilen auf, dass wenn man irgendwo zu mehreren sich zum Essen trifft, nach dem Essen nur die Frauen den Tisch abräumen, Spülen usw., der ganze Mist eben. Wenn ich dann meine Hilfe anbiete, wird sie meist abgelehnt, bis ich drauf bestehe. Frauen sollten sich endlich mal davon lösen, dass so etwas ihre Sache ist und Männer davon, dass sie sich bedienen lassen.
    So, das war mein Statement dieses Abends

  2. Die Kolumne und die Kommentare haben was.

    Kolumne: „Wer Frauen frech nennt, behauptet, dass sie nicht erwachsen sind“

    Kommentar: „vielen dank julia karnick !!! so habe ich das noch gar nicht gesehen.“

  3. danke für den link! echt super. ich find’s auch schlimm wenn friseure einem einen „frechen“ haarschnitt „verpassen“ wollen. und dieses (metaphorische) in die wange gekneife. bah. ist sie nicht putzig, die kleine, wie sie sich aufregen kann usw….
    super an der kolumne find ich auch dieses „und übrigens, ich bin scheiße im bett.“ gegen ende. so wohltuend und um längen mutiger als dieses ach so frivol-frech-versaute getue einer gewissen bestseller-autorin.

  4. Ich empfehle mal nach „Freche Frauen“ zu googeln – gleich die ersten Treffer lassen vermuten, dass der Ausdruck nicht von einem Mann stammt, der sich für „überdurchschnittlich charmant und witzig“ hält, wie die Brigitte-Autorin frech (kleiner Scherz) unterstellt, sondern eine Erfindung von Frauen für Frauen ist. Es gibt sogar http://www.freche-frauen.de.

  5. „Frech“ ist ein Adjektiv, mit dem man Kinder beschreibt, die sich Respektspersonen gegenüber unhöflich verhalten.“

    Ernsthaft? Ja klar, „frech“ hat etwas „niedliches“, aber es bedeutet für mich in einem solchen Zusammenhang dennoch eher „nicht angepaßt“ oder „herausfordernd“ als „infantil“ oder „ungezogen“. Charlotte Roches Buch ist für mich durchaus frech, es ist von einer Frau – warum also nicht „freche Frauen“?

  6. Ich glaube, die Begrifflichkeit, so wie sie gemeint war/ist, ist veraltet und stammt aus einer Zeit, wo das Attribut „frech“ einen klaren Kontrapunkt setzen sollte zu dem damals gängigen (also von der Gesellschaft erwarteten) Verhaltensmuster „braves Mädchen/brave Frau“.

    Irgendwie witzig, dass sich Frauen heute darüber erregen ;-) Man sieht, wie Begrifflichkeiten über die Zeit hinweg sich in ihrer Bedeutung wandeln. Was in den 50er Jahren noch mutig war (frech als Steigerung von gewagt, aber noch nicht unverschämt), gilt heute als infantil …

  7. Natürlich ist die „Literaturkategorie“ „Freche Frauen“ vollkommen daneben, aber wohl eher, weil sich darin so ein Schrott wie Hera Lind wiederfindet. Aber ich kann nichts schlimmes daran finden, wenn mich jemand als frech bezeichnet, denn das hat meiner Meinung nach überhaupt nichts mit infantil zu tun, sondern damit, dass ich nicht so ganz dem Klischee Frau = brav entspreche. Wie acess denied schon schrieb, viele Frauen sitzen häufig einfach nur schweigend daneben, während die Männer eifrig diskutieren und dabei oft schlauer tun als sie sind. Da kann es dann schonmal vorkommen, dass eine Frau, die die Klappe aufmacht, als frech erscheint. Klar ist das irgendwie ein Doppelstandard, wenn es von einem Mann erwartet wird, dass er kontrovers diskutiert, eine Frau aber gleich frech ist, wenn sie sich ebenso kontrovers an einer Diskussion beteiligt. Aber ich finde, man kann das Attribut „frech“ durchaus als Kompliment auffassen, da auffällt, dass man eine eigene Meinung hat. Solange Frauen als frech bezeichnet werden, solange scheint es noch viel zu viele Frauen zu geben, die lieb und brav sind, und das ist doch der eigentliche Skandal!

  8. Habe die Kolumne jetzt gelesen.

    Erste Reaktion: Aha.

    Zweite Reaktion: Gibt die Autorin dieses Beitrags, der unter dem Tag „1a-Schnecken“ bei der „Mädchenmannschaft“ läuft, der Kolumnistin recht?

    Weitere Reaktionen: Seit wann weckt „Freche Frauen“ allgemein negative Assoziationen? (Okay, bei der Kolumnistin, seit sie auf einer Party als frech bezeichnet wurde, verständlich.) Wieso soll es keine Frau gewesen sein können, die diese Bezeichnung gewählt hat, da viele Frauen (glaube ich) mit „frech“ eher „aufregend, provozierend“ als „auf niedliche Weise unartig“ verbinden?

    Schließlich: Wenn Bücher mit Titeln wie „Nur ein toter Mann ist ein guter Mann“ der Kategorie „Freche Frauen“ zugeordnet werden, dann ist das noch *sehr* wohlwollend ausgedrückt …

  9. Herzerfrischende Darstellung.

    Die besagte Buchhandlung hat einfach den neuen Trend nicht mitbekommen und ist wahrscheinlich noch 15 Jahre zurück, da konnte man/frau mit solchen Schlagwortkolumnen „Freche Frauen“ Geld verdienen. Heute wird eher nachgedacht.

    Auch wenn es auch immer wieder zu „Vermutungen“ kommt, was in Männerhirnen angeblich für Bilder bestehen sollen und dass „Freche Frauen“ sich wohl ein Mann sich ausgedacht haben muß (Es gibt noch soooooo viele „Bildgefängnisse“!). Ich glaube, die Kategorie „Freche Frauen“ war eine Folgeerescheinung der „Jeden Tag ein bischen böser“-Mentalität.

    Frech und nicht das zu tuen was erwartet wird war schick und selbstbewusst.

    Leider blieb dabei auch so manche Höflichkeit und Tugenden wie einfach mal bitte, danke oder auch anderen eine Anerkennung aussprechen zu können auf der Strecke – wie eben richtig erkannt wurde wie ungezogene Kinder, die man nicht ernst nimmt.

    Schön dass es Individualistinnen gibt.

    Nachdenken und für sich selbst entscheiden ist immer der richtige Weg.

  10. Seit Jahren erbreche ich mich in Gedanken, wenn ich in Büchern und Zeitschriften auf „freche Frauen“ treffe – deshalb großer Dank an Julia Karnick! Im Übrigen finde ich die Brigitte weit weniger tussihaft als viele andere Blätter, die sich an jüngere, resp. „frechere“ Frauen wenden. Der Begriff „freche Frauen“ wurde tatsächlich von VerlagsFRAUEN erfunden, um eine Buchreihe zu lancieren – Männer haben mit dieser Kategorisierung also erstmal nix zu tun. Ich nehme an, „Frech“ war so ein Krückenbegriff, der die Prä-Sex-and-the-City-Generation bezeichnen sollte. Ich kann auf das Attribut „frech“ gerne verzichten, heißt es doch nichts anderes, als dass man jederzeit von der Oma oder vom Hausmeister an den Ohren gezogen und gemaßregelt werden kann. Nein danke, brauch ich nicht. „Frech“ sind kleine Kinder, erwachsene Frauen als frech zu bezeichnen, finde ich ganz schön frech (besser: steindumm).

  11. @christina,

    haben wir verschiedene Artikel gelesen? Du stellst (m.E. richtigerweise) fest, dass Männer mit der Kategorisierung „FF“ erstmal nichts zu tun haben. Julia Karnicks Artikel kreist aber um die Männer die sich diese Kategorie ausgedacht haben, und über Männerhirne, die der einzige Ort seien, an dem es diese frechen Frauen gebe. Und *natürlich* weiß sie auch ganz genau, wie Männer sich freche Frauen vorstellen … *seufz*

    Man kann die Kategorie schwachsinnig finden, und sich darüber auch in einem Brigitte-Artikel auskotzen. Karnick kotzt sich aber über *die Männer* aus, die erstmal nichts, nischt, nada, niente mit dem Thema zu tun haben.

    PS: Wie sieht eine *freche Frau* in meinem Männerhirn aus? Entweder sie tritt Männern gern in die Genitalien, oder sie schreibt Bücher darüber, wie doof doch Männer und deren Macken und wie toll doch Frauen und deren Macken sind. Dies nur mal als Fakt!

  12. @ matze:
    ich hätte wohl deutlicher schreiben sollen, dass sich julia karnick in ihrem ansonsten tollen text an dieser stelle irrt:
    „… ‚Freche Frauen‘, das muss sich ein Mann ausgedacht haben – und zwar einer von denen, die sich für überdurchschnittlich charmant und witzig halten…“
    sie vermutet ja nur, dass sich ein Mann „freche Frauen“ ausgedacht haben MUSS, weil sie den Begriff so furchtbar findet. Ich wollte darauf hinweisen, dass leider Frauen selbst so doof waren, sich als „ff“ zu bezeichnen und andere gleich mit. Was Männer über vermeintlich freche Frauen denken oder sich vorstellen, ist ja nochmal ein Thema für sich.

  13. @christina: Wir haben unterschiedliche Sachen aus diesem Artikel herausgelesen. Die Stelle, an der sich Frau Karnick irrt, beginnt mit dem von dir gekennzeichneten Satz, erstreckt sich dann aber meines Dafürhaltens bis so ziemlich ans Ende des Artikels: Es wird hauptsächlich gegen Männer geschossen, die diesen Begriff erfunden haben oder Vorstellungen mit diesem Begriff verbinden. Und insbesondere über diese Vorstellungen wird lang, ausführlich und wild spekuliert; diese Vorstellungen sind damit (wenn wir uns darauf einigen, über den Artikel zu schreiben) kein „Thema für sich“, sondern wesentliches Thema des eigentlichen Artikels.

  14. PS: Wenn eine Frau beschreibt, welche Klischeevorstellungen Männer von Frauen haben, offenbart sie damit häufig vor allem ihre eigenen Klischeevorstellungen über Männer. Und ich danke, der verlinkte Artikel ist ein grandioses Beispiel dafür.

  15. Hi!

    Also die Kategorie „Freche Frauen“ gibt es in Köln in jeder großen Buchhandlung. Das englische Pendant dazu, genau die selben Bücher, selbe Zielgruppe heißt „Chick lit“. Was ist besser? Ich denke, es ist eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera…

    Wie dem auch sei, ich stimme mit der Kolumnistin überein, dass diese Bezeichnung darauf hindeutet, dass Frau nicht für voll genommen wird, eben als „freche“, in gewisser Weise infantiler und dennoch selbstbewusster Manier aufgefasst werden soll. Ja, irgendwie habe ich das Gefühl, dass das „frech“ stellvertretend für selbstbewusst stehen soll.

    Es wird somit schon richtig erkannt, dass die Kolumnistin, wenn auch mit nobler Absicht, einen gänzlich falschen Gedankenstrang fortführt, denn die frechen Frauen hat sich nicht der Buchhändler ihres Vertrauens ausgedacht.

    Andererseits kann man sich, und diese Assoziation konnte ich mir im Zusammenhang mit diesem Artikel, mit dem Konsens nicht verkneifen, fragen, weshalb die Mädchenmannschaft, welche aus Frauen besteht, die schon längst keine Mädchen mehr sind, dennoch keine Frauen- sondern besagte Mädchenmannschaft bilden. ;-) Das ist in keinster Weise böse gemeint, aber daran denken musste ich trotzdem…

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