Ficken! Ja, ist denn das überhaupt was für Frauen?

Es gibt Sätze, die möchte ich nicht mehr lesen. „Aber wollen Frauen überhaupt Sexdates?“ ist so einer, gesehen bei taz.de.

Dort geht es um die Dating-App Blendr, die nun für Heterosexuelle das möglich machen soll, was für schwule Männer schon sehr erfolgreich genutzt wird: Schnell mal die/den Fremde_n kontakten, die/der sich sexbereit in der Nähe befindet. Und nun die bescheuerte Frage, ob das Sinn mache, denn, genau „Aber wollen Frauen überhaupt Sexdates“. Ja, liebe taz, sie wollen, bloß spricht ihnen die Gesellschaft gerne ihre Hemmungslosigkeit ab.

Das sagt ja auch Martin Dannecker, den Sexualwissenschaftler, den ihr befragt habt. Bloß habt ihr es so geschickt gedreht, dass es immer noch aussieht, als würden Frauen nur für den Heiratsantrag die Beine breit machen. Und Dannecker sagt noch etwas, nämlich dass auch Casual Sex nicht ohne Beschnuppern funktioniert – egal ob für Mann oder Frau, egal ob homo- oder heterosexuell.

Und „schwule Mädchen“, der Begriff taucht dann auch noch auf, gibt es nicht nur als ‚witzigen’ Songtitel , sondern das sind Frauen, die von schwulen Männern angeturnt sind, emotional wie sexuell. So!

13 Kommentare zu „Ficken! Ja, ist denn das überhaupt was für Frauen?

  1. Die in dem Artikel getätigte biologistische Aussage „Frauen wollen von Natur aus keinen schnellen Sex- sondern Beziehungen“ ist auch für mich fragwürdig. Die Frage sollte doch sein, welche Rolle soziokulturelle Faktoren spielen- zum Beispiel die Realität sexueller Gewalt. Woher kann eine heterosexuelle Frau wissen, ob ein Mann bei einem Sexdate auf einvernehmlichen Sex aus ist- oder die Situation doch in sexuelle Gewalt umschlägt? Kann das nicht für einige der Grund sein, einen Mann besser kennen lernen zu wollen?

  2. @ Lautsprecherin: Ich halte deinen Einwand für sehr berechtigt und würde aus meiner persönlichen Erfahrung deine letzte Frage ganz klar mit „ja“ beantworten. Ich habe bei mir selbst und in meinem Umfeld durchaus schon erlebt, dass solche Bedenken manch spontan-erotischer Begegnung im Wege standen. Sehr bedauerlich. (Wohlgemerkt: Daraus drehe ich nicht mir selbst bzw. anderen „Betroffenen“ einen Strick, sondern der Tatsache, dass solche Befürchtungen ja leider durchaus ihre Berechtigung haben.) Und unfassbar, dass dieser Aspekt in dem taz-Artikel so völlig unter den Tisch fällt.

  3. „Der Braune Mob“ bezeichnet die TAZ bisweilen als rassistischste Mainstream-Zeitung Deutschlands. Ich habe ganz allgemein oft den Eindruck, dass da eine ganze Menge Chauvis (Randbemerkung: aller Gender) sitzen, und zwar rassistische Chauvis, Genderchauvis, Sexchauvis, Kulturchauvis, Politchauvis…irgendwie scheint die Attraktivität halbwegs linken, progressiven Flairs für viele tatsächlich darin zu bestehen, auf der „richtigen Seite“ zu stehen und sich nicht mehr in Frage stellen zu müssen…gruselig, wenn die politische Gegnerin mal Recht hat, find ich.

  4. Sind eigentlich alle Männer an schnellem Sex interessiert oder gibt es solche die Beziehungen suchen? Der Markt hierfür ist aus bereits durch „Lautsprecherin“ angeführten Gründen vllt. größer, die taz Darstellung ist aber schön einseitig, bzw es ist lächerlich aus einem (Nischen-)App sowas abzuleiten. Welchen Sinn hätten sonst die unzähligen Singlebörsen?

  5. Ich muss hier auch ganz klar Lautsprecherin recht geben! Ich bin ueberzeugt, dass die fehlende „Nachfrage“ von Frauen auf dieser Seite nicht auf Desinteresse an Sex beruht, sondern schlicht und ergreifend auf Selbstschutz. Das ist ja nicht nur im Internet aktueel, sondern auch in der nicht virtuellen Gesellschaft. Wie oft wurde uns schon im Fernsehen bei diversen „Pseudo-Wissenschaftssendungen“ gezeigt, dass Frauen nicht spontan mit fremden Maennern mitgehen um unverbindlichen Sex zu haben. Und ganz ehrlich, warum sollten sie das auch tun? Denn leider sehen die Statistiken fuer Sexualstraftaten ziemlich dunkel aus (und noch schlimmer die Rechtsprechung in diesem Bereich) und warum sollte frau so ein Risiko eingehen?

  6. YEAH taz, bringen wir doch mal was ganz Neues: Typ schreibt über Sexualität von Frauen ™, zitiert dabei zwei männliche Spezialisten. Ergebnis: …

    Jedenfalls, zu der Selbstschutz-Sache: Yes Means Yes hat (recht ausführlich) über eine Studie dazu berichtet, Gender Differences and Casual Sex: The New Research. An sich ganz nett zusammengefasst in einem Zitat von Jill (Feministe):

    Quit using that study where strangers walked up to people on college campuses and offered sex as “proof” that men desire sex more than women. Perhaps consider that women may want sex just as much, but have spent their entire lives hearing about how sex with strangers is a terrible, dangerous idea, leading to the (probably correct) understanding that the only kind of men who would approach you in broad daylight offering sex are men who are either serial killers or sex offenders or at least total fucking creeps?

  7. Oh, das hätte ich mir auch denken können. Selbst schuld, wenn so ein Pflichtpost nicht gleich verlinkt ist ;) … Näh, aber echt. Dass sie es nicht müde werden.

    Ich frag mich ja, ob

    Sex und Sinnlichkeit sind für Frauen deshalb untrennbar an Beziehungen geknüpft.

    von Dannecker gemeint ist als Erwartung an oder eben doch (wahrscheinlicher) von Frauen – so stellts ja die taz dar. Aber an sich find ich Dannecker in jedem Fall nur um Weniges unnerviger als den restlichen Schmodder. Nebenbei, die „Schwule habens besser“-Kiste? Äh, genau.

  8. @“thoughtsunderconstruction“:
    „Wir“ bestimmt nicht, genausowig wie alle „Schwule“ oder „Heteros“, chill out, es is halt ne Sache für ne Zielgruppe, nen Prob wirds erst wennn die Leute das nich gebacken kriegen

  9. mE : eine app die „Blendr“ heisst //da ist der name ja programm// und zwar im herrschenden u.a. androzentrischen, heteronormativen, sex-negativen zeitgeist/mainstream.

    sex-positiv wäre für mich dann u.a. lustvoller sex mit eine/m andere mensch. und selbstverständlich gerne spontan jedoch für mich nicht ohne gegenseitige sympathie, beschnuppern und flirten.
    iSv „sex is fun – only when taken seriously“

    (und nein, mit sex-partna will ich dann nicht kochen oder andere für mich beziehungstypische freizeitgestaltung)

    komisch, wenn ich zB ne tennis-partna „suche“ geht das ja auch ohne dass dies hinterfragt wird „waaas, 2x pro woche willst du tennis spielen – was soll denn das ?“

Kommentare sind geschlossen.

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