Fahrverbot für Trans*Personen?

Am 6. Januar 2015 hat Russland eine Verordnung verabschiedet, die dazu führt, dass u.a. Trans*Menschen keine Führerscheinprüfung mehr ablegen dürfen.
Hier mein Kommentar dazu.

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Update vom 14. Januar 2015 – hier die deutsche Transkription vom Video:

Fahrverbot für Trans*Personen?

Sollen Transgender, Transexuelle, Transvestisten und dazwischen und darüber hinaus Auto fahren dürfen?

Das ist die Frage, die sich die russische Regierung gestellt hat.

Und so: Anfang Januar hat Moskau eine Verordnung verabschiedet, die ein Fahrverbot unter anderem für Trans*Menschen bedeutet.

Denn laut internationalen Krankheitskatalogen leiden Trans*Leute an Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen.

Klar, Menschen wollen sicher fahren, ich meine sicher wollen sicher Leute sicher fahren, wir brauchen sichere Straßen und einen sicheren Verkehr.

Wenn ihr glaubt, Unfälle seien auf mehrere Ursachen zurückzuführen, wie zum Beispiel:
überhöhte Geschwindigkeit, Reifendefekt, Ermüdung, Alkohol, schlechte Sicht, rutschige Böden
… habt ihr euch geirrt.

Die meistens Verkehrsunfälle werden von Transvestiten verursacht, die am Steuer ihren Lippenstift im Innenspiegel auflegen, von Trans*Männern, die beim Fahren ihre Krawatte wieder zurechtmachen, von Transsexuellen, die mit ihrer Wahnvorstellung, einem anderen Geschlecht zuzugehören, so beschäftigt sind, dass sie an nichts anderes mehr denken können – wie sollen sie sich auf die Straße konzentrieren ?

Um Missverständnisse zu vermeiden:
1. Das Autoverbot gilt nur, wenn eine offizielle Diagnose vorliegt. Conchita Wurst darf weiter fahren.

2. Das Fahrverbot gilt nicht nur für Trans*Leute. Auf der Liste der neuen medizinischen Einschränkungen für eine Fahrerlaubnis stehen u.a. auch krankhaftes Glücksspiel, zwanghafter Diebstahl oder Fetischismus …

Interessant. Wenn Fetischismus ein Grund ist, warum Menschen nicht Autofahren dürfen, wird es viele hart treffen, wo doch für viele, die ein Auto besitzen, den Wagen selbst zu einem Fetisch wird.

Laut Statistik ereignet sich jeder vierte Unfall – Autounfall – in Russland aufgrund
schlechter Straßen, Alkohol und Unachtsamkeit der Fußgänger*innen.

Klar, das ist teuer, die Straßen zu verbessern. Teuer, Anti-Alkohol-Kampagnen zu machen. Und mehr Achtsamkeit kostet mehr Zeit für Fußgänger*innen.

Viel effektiver ist, bestimmte Bevölkerungsgruppen vom Lenkrad fernzuhalten.

Das Problem ist: Aus Angst vor einem möglichen Fahrverbot werden … könnten einige Menschen vermeiden, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schade bei Glücksspielsucht oder zwanghaftem Diebstahl.

Für Trans*Menschen sieht es folgendermaßen aus:
Laut ICD, d.h. Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, die von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben wird, leiden wir wie gesagt an Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen.
In den meisten Ländern werden wir zur Diagnose gezwungen, um Hormone zu bekommen. Oder um eine Personenstandsänderung zu vollführen.

Trans*Menschen werden strukturell benachteiligt: auf dem Arbeitsmarkt, auf dem Wohnungsmarkt, im Gesundheitswesen, im Bildungswesen … Jetzt sollen sie auch noch nicht mehr fahren dürfen? Zu Hause bleiben? Super. So können sie sich prima um die Kinder kümmern. Nur schade, dass Trans*Leute in Russland keine Kinder kriegen dürfen, da für die Personenstandsänderung immer noch gesetzlich vorausgesetzt wird, dass ein Mensch zwangssterilisiert wird.

Also. Inwiefern beeinflusst Gender-Identität die Fähigkeit eines Menschen, ein Auto sicher fahren zu können?

Und macht es überhaupt Sinn, das Geschlecht auf dem Führerschein und sonstigen Ausweisen zu vermerken?

Sogenannte „Geschlechtsidentitätsstörungen“ müssen ersatzlos aus Krankheitskatalogen gestrichen werden.

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