Es ist rosa, es glitzert und Jungen mögen es auch!

Eine wirklich schöne Geschichte hat Jezebel gerade vorgestellt. In der US-amerikanischen TV-Show new day war Familie Kilodavis zu Gast, deren jüngster Sohn Dyson am liebsten Kleider trägt, sowie alles was glitzert. Während es für Mädchen noch relativ einfach ist, Jungensachen zu machen, ist es umgekehrt fast unmöglich. Dass „Du Mädchen“ so zum Schimpfwort wird, ist eines der traurigen Symptome. Trotz aller Kritik und Anfeindungen ermöglichen Dysons Eltern es ihm aber, sich auszuprobieren und geschlechtsspezifische Vorgaben hinter sich zu lassen.

Im folgenden Video berichtet etwa seine Lehrerin, wie sich selbst die „Macho“-Lehrer der Schule als Ballettänzerinnen verkleidet haben, um Dyson zu unterstützen. Seine Mutter hat inzwischen ein Buch geschrieben, „My Princess Boy“, in dem sie von ihren Erfahrungen berichtet und sich gegen Mobbing einsetzt. Taschentücheralarm ist spätestens dann angesagt, wenn Dysons großer Bruder Dkobe erzählt, dass er erst Angst hatte, sein Bruder könne gehänselt werden. Für ihn sei es aber wichtiger, dass Dyson glücklich wird, dann sei er auch glücklich.

Wie Jezebel-Kommentatorin tattooedjunecleaver anmerkt, bedeutet eine Vorliebe für rosa Kleider und Glitzer zunächst einfach eine Vorliebe für rosa Kleider und Glitzer, nicht mehr. Doch das Ignorieren von Geschlechterkonventionen ist bis heute schwierig. So berichtete die FAZ gerade über eine Frankfurter Boutique, in der Männer Frauenkleidung und -schminke ausprobieren können, so etwa Monika:

Wichtig sei ihm vor allem, möglichst wenig aufzufallen, möglichst authentisch wie eine Frau auszusehen, sagt der 65 Jahre alte Mann. Mit Sexualität oder Homosexualität habe dieser Wunsch nichts zu tun, manchmal fühle er sich als Frau einfach wohler.

Seine Ehefrau konnte mit diesem Wunsch nichts anfangen, wie wohl die meisten Deutschen. Aber vielleicht sind Dyson Kilodavis und seine Familie ein Zeichen einer neuen, offeneren Zeit. Es wäre schön.

7 Kommentare zu „Es ist rosa, es glitzert und Jungen mögen es auch!

  1. Ich habe auch einen Sohn, der gern rosa Kettchen und Haarspangen trägt und mit seinen Puppen Teenachmittage veranstaltet. Ich hatte mir immer vorgenommen mein Kind geschlechtsneutral zu erziehen und ihn auch „rollenunspezifische“ Sachen ausprobieren zu lassen. Aber es ist gar nicht so leicht das umzusetzen, sobald man seine Umwelt damit konfrontiert. „Das ist nichts für Jungs.“ ist dabei noch das harmloseste. Selbst Verwandte warnten mich schon, daß meine Erziehung Homosexualität „auslösen“ könnte.
    … Aber es fühlt sich richtig an und deshalb bleibe ich dabei. (Vorallem, wenn ich sehe, wie mein Sohn seine Sorgen im Spiel mit seinen Puppen verarbeitet, was mit Autos eben nicht geht.)

  2. „Dass „Du Mädchen“ so zum Schimpfwort wird, ist eines der traurigen Symptome.“

    Voll ins Schwarze! Ich kenne das sogar noch von früher, um andere Jungen zu beleidigen. „Stell Dich nicht so mädchenhaft an“.

    Ein weiterer Indikator für die nach wie vor bestehende subtile Geringerschätzung von „weiblich“.

    Ich hab mir vor Kurzem noch eine DVD angesehen wo ich 2004 meiner Tochter zu Weihnachten ein Auto mit Fernsteuerung geschenkt habe – und war schockiert. Sie sagte, „es ist mir egal ob die anderen über mich lachen wenn ich mit Jungenspielzeug spiele“. Überhaupt die Feststellung mit 6 Jahren, dass die anderen ja lachen könnten, reicht eigentlich schon.

    Merkwürdigerweise bin ich 2004 NICHT darüber gestolpert, jetzt ganz massiv…

    Und was ich mir schon alles hab anhören müssen, weil ich Simone de Beauvoir gelesen habe, bis hin zu vorzugsweise männlichen Kommentaren „bist Du schwul?“.

    Meistens eher von Leuten ohne Wissenshintergrund zum Thema.

    Da gefällt mir ein Song von LaFee ganz gut : „Jetzt erst recht!“.

  3. ich frage mich, welchen sinn es hat das kind in der talkshow dabei zu haben? ich mag keine kinderpsychologin/psychiaterin o.ä. sein (insofern steht es mir unter umständen gar nicht zu den sinn anzuzweifeln?), aber mir kommt es auf jeden fall… nun ja, zumindest bedenklich vor?! wäre es denn beispielsweise nicht vorstellbar, dass sich im kind gerade durch dieses „vorgeführtwerden“ ein vielleicht unangenehmes gefühl vom „anders-sein“ und „nicht wirklich dazugehören“ heranbildet? hmmm, wobei ich mir andererseits auch einen gegenteiligen, positiven effekt für das kind vorstellen kann, einen, der etwa bewirkt, dass er sich gerade erst durch die positive resonanz seiner umwelt „akzeptiert“ (*) oder dergleichen fühlt?! ahh, würde mich jetzt wirklich interessieren, welche variante wahrscheinlicher ist, gibt es evtl. kinderpsychologinnen hier?

    (*) ein doofes wort mit doofem beigeschmack, akzeptanz sollte wie wir wissen schließlich selbstverständlich sein und am schönsten wäre, wenn wir so weit wären, dass dieser prozess des akzeptierens gar nicht mehr in solcher form stattfinden muss, sondern quasi von haus aus schon der zustand der akzeptanz da wäre, aber nun gut…

  4. Ist Euch eigentlich bekannt, dass es bis in die 1920er Jahre mit den Farben genau umgekehrt war? Damals wurden Frauen mit blau (passiv), Mädchen mit hellblau, Männer mit rot (aktiv, aggressiv) und kleine Jungs mit rosa definiert. Also immer die hellere Form der Farbe für die Kinder. Diese heute noch im Feng Shui vorherrschende Lehre Weiblich=passiv=blau, männlich=aktiv=rot ist natürlich patriarchal bestimmt.
    Warum wurde das bei den Kindern und Babies eigentlich damals genau umgedreht (rosa = Mädchen, hellblau = Junge)? Weiss das jemand?

    Das mit dem »Du Mädchen« habe ich auch schon mehrfach mal gehört. Vor allem in typischen Männerrunden wird dann von einigen gesagt »… ich [wir Männer] machen das so, denn wir sind ja keine Mädchen …«.
    Wenn ich allerdings einen Mann besonders loben will, weil er irgendetwas sehr gut gemacht hat oder etwas tolles geleistet hat, dann sage ich »Sehr gut! Sie haben heute wie eine Frau gehandelt!« oder »Freut mich, dass Sie das effizient wie eine Frau erledigt haben!« …
    Das kam in der Firma vor und ich spreche das Lob in dieser Form dann vor den anwesenden Kollegen aus, damit dies für sie Vorbildwirkung hat. (Zugegeben kommt es leider selten vor, dass ich Männer überhaupt lobe.)

  5. @Gan-Chan: Ja, ist es. Aber um die Sektsteuer durchzusetzen und den 1. Weltkrieg zu finanzieren wurde es massiv vom Staat gefördert, kleine Jungen in blaue Matrosenanzüge zu stecken. Damit blieb für die Mädels dann rosa… Die Sektsteuer gibt es auch bis heute noch.

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑