„Ein Indianer kennt keinen Schmerz“

Diesen blöden Satz bekommen vor allem (ausschließlich?) kleine Jungs zu hören. In einem Interview mit der taz spricht Tatsanie Inthraphuvasak, Pychotherapeutin beim Verein „Wildwasser“, unter anderem über die Folgen, die diese Art der Sozialisation für Jungen haben kann:

In den Missbrauchsfällen am Berliner Canisius-Kolleg haben die Opfer 30 Jahre lang geschwiegen. Was könnten die Gründe dafür sein?

Opfer reagieren zunächst meist mit einer Verdrängungsstrategie, und das Wichtigste für sie ist, die Normalität aufrechtzuerhalten. Sie führen quasi ein Doppelleben. Die Scham ist zu groß, und viele wollen auf keinen Fall als Opfer gelten. Das gilt für Jungs noch mehr. Opfer zu sein entspricht nicht dem Rollenverständnis, das sie von klein auf vermittelt bekommen. Sie kriegen ja Sätze wie „Indianer kennen keinen Schmerz“ mitgegeben.

Das ganze Interview gibt es hier zu lesen.

Ein Kommentar zu „„Ein Indianer kennt keinen Schmerz“

  1. Danke für den Beitrag, Anna.

    Eine fatale Folge traditioneller Geschlechterhierarchien, wo Männer nicht schwach sein dürfen und Frauen klein sein sollen.
    Schön, daß so langsam viele totgeschwiegene Dinge ans Licht kommen.

    Ich sehe in der Geschlechterdemokratisierung die Lösung, und es gibt mehr und mehr Anhänger.

    Wenn ich so manches mal zurückdenke an meine Jungenzeit, bloß keine Angst zeigen. Keine Schwäche.

    Mit dem Kolateralschaden einer späteren philobatischen Angstlust, bei der ich zwar akzeptiert wurde, aber auch ein paarmal
    grenzwertig zum Ende war.

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