Der Herr zahlt

Liebe Leserinnen, liebe Leser, da ich derzeit sehr viel arbeite, muss die Kolumne heute ein wenig kürzer ausfallen.

Ich dachte, ich erzähle Euch mal von einem Erlebnis, das ich neulich hatte und das irgendwie auch einer der Gründe ist, warum ich viel arbeiten gehe…

(C) Eva Hillreiner, www.evahillreiner.de

Es war so:
Ich hatte das Projekt „neue Schuhe“ mal wieder in Angriff genommen. Da die Auswahl an Schuhen ohne rosa Glitzer ja recht begrenzt gewesen war, fand mich nun doch im Adidas-Store wieder. Und nach einer Weile anprobieren, Sohlen einlegen und hin und her, hatte ich mich entschieden. Nachdem der nette Verkäufer meine alten Treter in der neuen Kiste verstaut hatte („ich behalte die neuen gleich an“), fragte er folgendes: „Und jetzt, ist es wie üblich? Sie tragen, der Herr zahlt?“ Ich war einigermaßen sprachlos, hatte mich aber so weit im Griff um „nein, danke, ich zahle meine Schuhe selbst“ zu antworten. Der Verkäufer grinste weiter vor sich hin, in seinen Augen hatte er wohl einen sehr guten Witz gemacht.

Im Nachhinein habe ich mich total geärgert. Darüber nicht schlagfertiger gewesen zu sein, aber noch mehr natürlich über diesen dummen Spruch. Ich gehe los um ein paar Turnschuhe zu kaufen, ich habe bestimmt keinen Sugar-Daddy an meiner Seite und werde so etwas gefragt???

Meine Kollegin, der ich am nächsten Tag davon erzählte, konnte meinen Ärger zwar verstehen, meinte aber auch: „Na, überleg doch mal, letztendlich hat der wahrscheinlich nur das geschildert, was er dort täglich erlebt…“

Hat sie recht? Sind Frauen die ihre Schuhe oder vielleicht auch die DVD-Box ihrer Lieblingsserie selber zahlen wirklich so selten? Und warum? Wegen Sugar-Daddy, wegen wirtschaftlicher (ungewollter) Abhängigkeit vom Mann (die Theorie meiner Kollegin), wegen … ?

Was sagt Ihr?

35 Kommentare zu „Der Herr zahlt

  1. wie schon einmal gesagt,
    verurteile den boten nicht für seine nachricht

    sondern nimm es als hinweis, wie verbreitet das sugardaddy modell wohl sein muss – und ich glaube nicht daran dass dass alles unfreiwillig passiert; wenn eine frau einen mann unter ihrer emotionalen fuchtel hat, was gar nicht so selten vorkommt, dann ist es egal dass er das gelt verdient, es ist praktisch ihres :)

  2. dazu fällt mir auch folgendes faktum ein:

    „women control 70% to 80% of consumer spending“

    Dies ist eine im marketing und in der werbung bekannte und gut belegte größe. Da frauen nicht 70% bis 80% des einkommens erwirtschaften bedeutet es vereinfacht – ja, der herr zahlt, aber die frau bestimmt wofür es ausgegeben wird.

  3. Wenn wir davon ausgehen, dass Frauen sich »geschlechtsbedingt« um so etwas wie Einrichtungsgegenstände (Küche, Möbel, Waschmaschine, Tepiche etc.) kümmern (vielleicht sogar über das Auto, welches gekauft wird, das letzte Wort haben), dann kommt das mit den 70-80% sicher hin. Ansonsten klingt das so wie »sie shoppt bis zum Umfallen und er lässt die Kreditkarte glühen«. Ich denke, dass eher in der wohlsituierten Oberschicht die hohe Zahl so zu Stande kommt. Bei allen anderen wird es die primäre Entscheidungsgewalt der Frau über den Haushalt sein.

    Ich bezahle all meinen Kram selbst. Mag es auch nicht, wenn mir Essen oder Getränke bezahlt werden. Immer schön abwechselnd oder jede/r seins/ihrs.

  4. Was ich daran ja so irre finde ist, dass männer zwar 22% mehr geld erwirtschaften (gehaltsgefälle), dass sich aber nicht 22% mehr einfluss niederschlägt, sondern im gegenteil.

    mann = sozialer roboter

    (jedenfalls, solage es sich noch um einen unemanzipierten mann handelt ;)

  5. Als ich kürzlich mit meiner Mutter im Urlaub war, hat sie mir sogar Geld gegeben, damit ich bezahlen kann. Fand ich komisch.

  6. mutter ungleich ehefrau/freundin

    eine frau die mit einem mann sex hat, fährt ein evolutionsbiologisch gesteuertes programm dass befiehlt, ihren lover zur überlassung so vieler resourcen wie nur möglich zu nötigen; erfolg wird durch glücksgefühle belohnt.

    dieses programm ist von frau zu frau unterschiedlich ausgeprägt aber in der masse noch sehr präsent.

    ich sage:

    „woman – curb your animal instinct!“

  7. Das nenne ich doch mal aktive Gleichstellungspolitik: Welche Frau würde es sich nach dem Spruch nehmen lassen, ihre Schuhe selbst zu bezahlen? ;)

    Ich finde es völlig Okay, wenn so ein Verkäufer weitverbreitete Mentalitäten auf die Schippe nimmt. Als Begleitung würde ich lächelnd antworten: „Der Herr genießt lieber Freizeit“

  8. Warst Du denn in Begleitung unterwegs? Wenn ja ist die Frage zumindest aus praktischen Erwägungen nicht völlig unbegründet – bezahlt werden muß ja noch. Aber generell finde ich die Frage, so wie sie gestellt ist, schlicht und ergreifend unverschämt, wenngleich ich natürlich nicht weiß, ob ihr beim Schuheaussuchen über Glitzer und Feminismus in der Schuhindustrie diskutiert habt. Wenn das so war, war’s ein gelungener Gag…

  9. Na, wenn eine Hausfrau kein Geld verdient, dann kann sie auch schlecht ihr eigenes Geld ausgeben (die Sache mit ihr zustehendem „Taschengeld“ mal aussen vorgelassen). Ich jedenfalls kenne keine Frauen, die das in irgendeiner Weise toll finden oder praktizieren würden.

    On another note: Egal ob sexistischer, unhöflicher oder inkompetenter Kommentar, in Geschäften bin ich komischerweise nie schlagfertig, irgendwie rechne ich aber auch nicht mit sowas. Man sollte ja auch meinen, die wollen ihre Kunden behalten… Beim letzten Mal hab ich mich per Email bei H&M beschwert, nachdem ich dort angepampt worden bin. Laut Antwortmail wird sowas nicht wieder passieren, aber ich bin seitdem nicht mehr in den Laden gegangen, also kann ich das leider nicht beurteilen.

  10. Bei welcher Hausfrau gibt es denn sowas wie Taschengeld noch? Meistens geht das Geld auf ein gemeinsames Konto, oder jeder hat ein Budget..

  11. Das evolutionsbiologische Programm der Frau: BINGO

    Also ist Prostitution Instinkt oder was?

    Mann ist sozialer Roboter unter der emotionalen Fuchtel. .. Frau nicht?

    ..meine Güte, was geht hier..?

    Der arme Überbringer eines sexistischen Witzes ist nicht für seine Botschaft verantwortlich zu machen? (Meine ich generell)

    Den Spruch des Schuhverkäufers fand ich jetzt nicht so hart, aber der Effekt schien intendiert und genossen worden zu sein.

    Sozial Realität erklärt, entschuldigt aber nicht.

  12. Jeder nicht-arbeitende Partner sollte Taschengeld bekommen, sonst kann man es einklagen. Denn im Gegensatz zum Haushaltsgeld steht das für persönliche Ausgaben zur Verfügung. Aus welchem Topf es kommt ist egal, der Begriff bezieht sich auf die Verwendung und ich kenne keinen Moderneren.

  13. jj:
    Ja, wir waren zusammen unterwegs. Mein Freund meinte dann noch, er müse schließlich seine eigenen Schuhe zahlen.
    Die Sache ist aber die, dass es für diesen Mensch total unerheblich war, wer zahlt, da er nur den Kram ausm Lager holt. Bezahlt wird dann an den Kassen, an denen ein paar reizende junge Damen stehen.

  14. Och, immer die gleichen, die glauben mit Stammtisch-Pseudowissenschaften brächte die Diskussion voran ^^.

    „eine frau die mit einem mann sex hat, fährt ein evolutionsbiologisch gesteuertes programm dass befiehlt, ihren lover zur überlassung so vieler resourcen wie nur möglich zu nötigen; erfolg wird durch glücksgefühle belohnt. […] dieses programm ist von frau zu frau unterschiedlich ausgeprägt aber in der masse noch sehr präsent.“

    Gut zu wissen, wie ich funktioniere – in dem Kontext mag ich das Wort „nötigen“ sehr gerne. Wenn ich zukünftig meine eigenen Treter kaufe oder mir ein Eis ausgeben lasse denk ich drüber nach… (Auch manchmal ganz ohne Sex mit der Begleitung, ne?)

  15. Na das ist mein Reizthema!
    Dazu eine Anekdote : Eine damalige Freundin – Abteilungsleiterin – und ich im Restaurant. Das erste Mal, die Rechnung kommt, sie lächelt, ich zahle. Ich dachte na ja, keine Erbsenzählerei, sie zahlt bestimmt das nächste Mal. Weit gefehlt. Das gleiche Spiel. Beim Dritten mal an der Kasse vorne, Madame macht keine Anstalten, die Kassiererin legt mir den Bon hin „Chef zahlt“?! Es reichte. Nachdem ich dann klar sagte „Wie sollen wirs machen getrennt oder abwechselnd?“. Da bemühte sie sich ihr Portemonnaie herauszuholen. Ich hatte als wir uns Kennenlernten viel darüber gesprochen wie viel ich von Gleichberechtigung und emanzipierten Beziehungen halte!
    Ich hatte das Gefühl sie dachte „Lass den Blöden mal labern…“. Strategie, unbewußte Rollenklischees oder Gelegenheitsschnorrer?

    So nicht. Da riskiere ich gerne dass der Segen danach schief hängt und der Abend nicht ganz so romantisch verläuft.

    Das war kein Einzelfall.

    Hab mich mit einigen Frauen darüber unterhalten wie es sein sollte beim ersten Date. Soll der Mann bezahlen? Weitestgehend Zustimmung mit eher wenigen Ausnahmen.

    Eine Kollegin meinte mal, wenn man eine Frau liebt ist es doch wohl kein Problem für mich für sie zu bezahlen oder? Autsch…

    Nach Interpretation einer TaiChi-Lehrerin wäre ich Schuld : Ich sende die falschen Signale und ziehe die Falschen an. Suuuper! Entweder hat das 75`er Schuldmonopol angerufen oder der Aszendent ist Schuld!

    Ich finde es toll wenn Frauen klipp und klar sagen „Ich zahle mein Zeug selbst“! Klasse!!!

    Ich wünsche mir Gleichberechtigung, bei Manchen vermisse ich die konsequente Umsetzung. Es gibt noch soviele Klischees und Alltags-Rollenspiele, manchmal glaube ich wir haben noch nicht einmal 10% Gleichberechtigung erzielt.

    Es ist nicht Sache des Schuhverkäufers seine persönlichen Wertungen abzulassen sondern die Schuhe in die Tüte zu packen und sich für den Einkauf zu bedanken. Weiterhin würde ich so manches Phänomen eher mit unserer hiesigen Servicementalität erklären. Bei einem Verbrauchertest wurde glaube ich mal festgestellt dass teure Boutiquen schon mal schlechteren Service bieten und etwas frecher auftreten.

  16. Ich finde es toll wenn Frauen klipp und klar sagen „Ich zahle mein Zeug selbst“! Klasse!!!

    Es gibt Frauen, die das klipp und klar sagen. Dann kommt die Einschränkung: „Nur beim Weggehen, da bin ich irgendwie konservativ. Ich finde da sollte generell der Mann zahlen.“

    Es erstaunt mich des Öfteren, wie an dieser Stelle das Prinzip „Emanzipation, wenn für Frau opportun“ gelebt wird. Ich hatte hier auch kürzlich mal einen Artikel verlinkt, in dem in einer britischen Zeitung der Zustand beklagt wird, dass den britischen Singlemännern das Geld nicht mehr so locker sitzt und die armen Singlefrauen nur noch in die Pizzeria und nicht mehr ins Nobelrestaurant eingeladen werden.

    Nach Interpretation einer TaiChi-Lehrerin wäre ich Schuld : Ich sende die falschen Signale und ziehe die Falschen an.

    Ja, du sendest die falschen Signale. Dieses hier: Das erste Mal, die Rechnung kommt, sie lächelt, ich zahle. Ich dachte na ja, keine Erbsenzählerei, sie zahlt bestimmt das nächste Mal. Es ist ganz einfach. Beim ersten Date einfach nicht zahlen.

  17. Für mich war bisher immer klar, dass ich selbstständig genug bin, dass ich meine Rechnung selber zahle. Aber es gibt durchaus auch Männer, die sich nicht davon abbringen lassen, zu zahlen und beleidigt sind, wenn die Frau denn dann auch mal zahlen möchte.
    Also Jungs, hört bitte auf zu jammern, dass ihr immer nur ausgenommen werdet von diesen hinterhältigen Weibern. Niemand zwingt euch, im Restaurant die Rechnung zu bezahlen. Wenn ihr den Mumm nicht habt, eine getrennte Rechnung zu verlangen, dann kann ich dazu nur sagen: „Selbst Schuld“

  18. @Johannes : Danke für den Hinweis. Muß ich mich jetzt bei meiner TaiChi-Lehrerin entschuldigen und ihr einen Früchtetee ausgeben?*lach*

    @Miriam: Da hast Du Recht. Das Leben besteht aus try und error. Wie Du siehst habe ich meine Strategie geändert und bestehe auf getrennte Kasse.
    „Also Jungs, …. dass ihr immer nur ausgenommen werdet von diesen hinterhältigen Weibern.“. Nein, das denke ich absolut nicht!! Ich denke hier stecken einfach nicht-kritisch-ausdiskutierte Gewohnheiten und verbliebene Rollen-Erwartungen. Diskutiert wurds bisher nicht, weil sich niemand bisher so richtig getraut hat? Oder es wurde andiskutiert und dann rutscht man doch wieder in die Rollen? Aber wenn ich doch sage daß ich Gleichberechtigung gut finde?

    Auf jeden Fall ist meine Erfahrung daß Diskussionen zu dem Thema nicht immer und überall gut ankommen und es wird schnell persönlich. Oder ich bin wirklich Schuld und sende falsche Signale.;-)

    Schade, ich las mal einen interessanten Link „Emanzipation hat beim Portemonnaie halt gemacht“. Fand ich auch in einer Suchroutine nicht wieder.

  19. Hmm, Thomas bestätigt, dass die Vorstellung „Der Mann hat zu zahlen“ noch recht verbreitet ist unter den Frauen, die er kennt, und ist daran selbst schuld?
    Wenn man Erwartungshaltungen, die alleine aufgrund des Geschlechtes an einen gestellt werden, kritisiert, jammert man?

    Ich würde darauf tippen, dass das anders aussieht, wenn Frauen sich über solche Erwartungshaltungen beschweren.

  20. Tjaja, wenn die Frauen ausgebeutet werden, sind die Männer schuld… Wenn die Männer ausgebeutet werden sind die Männer eben selbst schuld… DAS ist richtiger, gelebter Feminismus!

  21. Ja klar, wenn man etwas nicht verstehen will, dann sind auch wieder die anderen Schuld…
    Wie ich bereits schrieb, habe ich mehr als einmal die Erfahrung gemacht, dass es Männer gibt, die beleidigt sind, wenn ich mein Essen, das Kinoticket,… selber zahlen will. Es gibt also Menschen BEIDERLEI Geschlechts, die die Rollenerwartungen manifestieren und es liegt in der Verantwortung eines jeden einzelnen, mit diesen Rollenerwartungen zu brechen, wenn sie einem nicht passen.
    Ich habe nicht gesgat, dass die Männer daran Schuld sind, wenn es Frauen gibt, die bei einer Verabredung eine gewisse Erwartungshaltung mitbringen. Was ich sagte, war, dass jedeR individuell dafür verantwortlich ist, ob er/sie diese Erwartungen erfüllen will.

  22. „[…] es liegt in der Verantwortung eines jeden einzelnen, mit diesen Rollenerwartungen zu brechen, wenn sie einem nicht passen.“

    D’accord!

    Endlich wird die gesamte Feminismusdebatte mal auf das wesentliche heruntergebrochen! Jeder einzelne ist für sein Verhalten verantwortlich! Nicht die Gesellschaft, nicht die Eltern, Lehrer oder irgendwelche seltsamen patriarchalischen Weltverschwörungen, sondern jeder einzelne. Da stimme ich vollkommen zu.

  23. Lustig, jetzt müsste nur noch Miriam ihre beleidigten, weil selbstzahlenwollenden Männer an die lächelnd dem zahlenden Thomas zuschauenden Frauen vermitteln, und alle wären glücklich. ;-)

  24. Anna,

    wenn es keine Diskussion über Glitzer und Feminismus gab, ist das eine Unverschämtheit für die ich unter Umständen auch den/die Vorgesetzte/n gerufen hätte.

    Schnatterinchen,

    Du denkst viel zu pragmatisch. So was muß man grundsätzlich lösen ;)

    Schuhe vs. Dating –

    Ich finde, die Sache mit den Schuhen und die Sache mit dem Bezahlen beim Date haben so ziemlich genau überhaupt nichts miteinander zu tun. Beim Date geht es darum, jemanden kennen zu lernen, und dabei fährt man in der Regel ganz gut, wenn man sich an gewisse Konventionen hält, also eine Sprache, die beide verstehen. Die Situation ist ja schon kompliziert genug. Ich meine, das gemeinsame Essen zu bezahlen ist ja eine Handlung mit einer ganzen Menge an Bedeutungen, die noch dazu evolutorisch aufgeladen sind: Im Paarungsprozeß haben Männchen den Weibchen schon immer Nahrung mitgebracht, und Füttern gehört zu den Ritualen der Paarbildung. Das Zahlen sagt nicht nur „Ich habe Geld“, sondern auch „Du bist es mir wert“ und „ich kann für uns sorgen und ich bin bereit dazu.“ Nach allem, was man weiß, sind das zumindest unterbewußt nicht unwichtige Kriterien für Frauen bei der Partnerwahl, Feminismus hin, Feminismus her.

    Klar, wenn ich als Mann meine Emanzipation für so wichtig erachte, daß ich ungern das erste Date bezahle, dann ist das eine Aussage, die sicher auch eine bestimmte Gruppe Frauen anziehen kann. Der Punkt ist halt nur – ist das eine Frage, die bei der Auswahl der Partner, mit denen man sich zum Date trifft, wirklich eine Rolle spielt? Fragt hier irgendwer, wenn er/sie eine/n neue/n potentiellen Partner kennenlernt, wie denn die Einstellung zum Bezahlen beim ersten Date ist? Eben. Und wenn’s drauf ankommt, würde ich eben beim ersten Mal bezahlen. Wenn sie dann beim zweiten Mal nicht anbietet, die Sache zu übernehmen oder nicht die Konzertkarten vorher bezahlt hat, dann wäre es Zeit, mal nachzufragen, wie sie denn gewisse Sachen so sieht.

  25. @ Miriam: Das „jammern“ und das „selber schuld“ stieß mir unangenehm auf. Ersteres, weil der Begriff eigentlich immer kommt, wenn Männer Genderklischees, die Männer benachteiligen, kritisieren. Letzteres, weil … Nun, weil du hier Leuten ein „selber schuld“ zurufst, die nie bei jemand anderem die Schuld für ihr Bezahlen oder nicht Bezahlen gesucht haben.

    Und wenn man den Absatz „Also Jungs, …“ ein bisschen anpasst, könnte man das (wenn man ein böser Troll wäre) unter die Hälfte der Artikel hier als Antwort an die Verfasserin setzen.

  26. Ich muss gerade lachen. Beim ersten Date mit meinem Freund habe ich im ersten Cafe die Rechnung bezahlt, als er kurz wohin war und damit sehr effektiv jede Diskussion unterbunden. Im zweiten Cafe hat dann er gezahlt. Damit waren alle Statements gemacht.

    Aber das ist mal wirklich ein Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland. Westdeutsche Männer meinen immer sehr, ihre Ernährerfähigkeiten betonen zu müssen. Das ist für mein Empfinden manchmal schon krass. Ich kriege dann irgendwann das Gefühl die halten mich für käuflich. Wobei das bestimmt nicht beabsichtigt war.

    Zum eigentlichen Thema: Ich hätte den Verkäufer (hoffentlich) gefragt, ob er sich klar ist mich gerade massiv beleidigt zu haben und ob er mich gleich eine Nutte nennen will, wenn er schon andeutet, dass der Herr mich bezahlt.

  27. Was Neeva da zuletzt schrieb, hab ich mich nach dem Lesen der vorhergehenden Kommentare gerade auch gefragt: Hat das wirklich mit Ost/Westmentalitäten zu tun? Meine Frau ist in der ehem. DDR geboren, und nach euren Berichten muss ich absolut sagen: Was bin ich froh, dass ich/wir in einer emanzipierten Beziehung/Ehe leben! – und das von Anfang an. Ich komme übrigens aus Stuttgart. Und früher hatte ich dort lange Jahre eine Freundin, die es sich genauso wenig nehmen ließ, mich ebenso einzuladen bzw. ihre eigenen Sachen zumeist selbst zu bezahlen. Soweit stimmt das Ost/West-Ding jedenfalls erstmal nicht… Aber wie sind da eure Erfahrungswerte? Kann man da Tendenzen ausmachen?
    Eine andere Freundin von mir, die gerne emanzipiert gewesen wäre, aber sich dennoch zumeist in eine konventionelle Frauenrolle zurückfallen ließ, hatte russische Eltern und Familie, aber auch (teilweise) eine westberliner Sozialisation. War alles andere als einfach, wenn man sich eine feministische Freundin wünscht… :-)

    Aber sonst – und auch das zu dem Künast-Interview, das ich am Wochenende auch mit großer Freude gelesen hatte und euch schon darauf hinweisen wollte: In einem Punkt unterschätzt Frau Künast, glaube ich, die Männer (und Frauen), die ein Stückchen jünger sind als sie selbst:
    Engagierte und gebildete Männer (meiner/unserer Generation) suchen heutzutage nicht mehr zwangsläufig eine Frau, die sie vor allem „versorgen“ wollen und der sie sich (intellektuell/finanziell/karriereorientiert) überlegen fühlen wollen/müssen. Jedenfalls kenne ich keine… (In der Generation Renate Künasts mag das anders aussehen.) Tatsächlich macht ja wohl auch die wirtschaftliche Lage unseres Landes das nicht mehr so wirklich möglich. Ich finde, das muss man auch mal in die Diskussionen miteinbeziehen. In wie vielen jungen Familien/Beziehungen ist denn tatsächlich die Frau diejenige, die mehr (oder genauso viel verdient)? Allein in meinem Freundeskreis ist das in (mehr oder weniger) allen so. Ich spreche hier natürlich nicht von der Generation meiner Eltern, sondern von Leuten/Paaren/Beziehungen um die 30.

    Natürlich habe ich die Sorge, dass ich am Ende von meiner Frau „ausgehalten“ werden muss. Aber mich befällt diese Sorge nicht deshalb, weil ich einem konventionellen Männerbild genügen wollte (heute gabs in der SZ wieder so eine Buchrezsension zum Thema „Krise der Männer“), sondern weil ich durch meinen erlernten und geschätzten Beruf gerne Geld verdienen würde – und weil ich gerne für mich sorgen können würde, ob ich nun „der Mann“ oder „die Frau“ im Haus bin.
    Immerhin habe ich (und meine männlichen Freunde) so vermutlich schließlich mehr Zeit und Möglichkeiten, Zeit für die Kinder zu haben…

    Aber jetzt bin ich genug vom eigentlichen abgekommen… :-)

    Gute Nacht.

  28. @Schnatterinchen: Klasse, hab mich schlapp gelacht! Kann da leider nichts mehr vermitteln. Der Kontakt zu der lächelnd zahlenlassenden Dame ist die letzten Jahre leider abgebrochen.
    @Neeva: Das Beispiel mit Dir und Deinem Freund ist sehr angenehm. „..kriege das Gefühl ich sei käuflich“, eben. Mir hatte vor Monaten eine Frau auch schon mal erzählt sie wollte sich früher von einem Mann nie einladen lassen, um sich nicht verpflichtet zu fühlen. Ich denke viele haben sich da aus ihren alten Rollenbildern befreien können. Ich hoffe auf eine weitere erfreuliche Entwicklung. Demgegenüber gibt es sicher noch Männer die mit dem Geldbeutel winken um zu imponieren. Meinem subjektiven Eindruck nach dominiert noch eher das klassische Erwartungsszenario, zumal ich es öfters bei Frauengesprächen mitbekommen habe. Leider ist dies eine Stammtischtheken-Beweisführung abgesehen von dem verbummelten Link „Emanzipation hat vorm Portemonnaie halt gemacht“.
    @jjb:„..War alles andere als einfach, wenn man sich eine feministische Freundin wünscht“, das kann ich mir vorstellen. Läuft auf einen Spagat hinaus und der Anforderung sich als Mann eine eierlegende Wollmilchs… zu verwandeln. Ich bin dieser Anforderung nicht gewachsen.
    Fr. Künast oder einer Schweizer Politikerin („..das ist ein Männertraum“) würde ich mal eine simple Strategie nahelegen, die ich schon so oft Menschen nahegelegt habe die Anderen alle möglichen Eigenschaften unterstellen : Nicht vermuten/denken, Fragen!
    Ein amerikanisches Forschungsinstitut hat gefragt und die Leiterin des Instituts kam zu dem überraschenden Ergebnis :

    „Eine derart grosse Anzahl von Männer nach ihrem Begriff von Männlichkeit zu befragen, sei zwar sehr nützlich für die Wissenschaft und für die Medien, doch die unerwarteten Ergebnisse liessen vor allem einen Schluss zu. „Wir sollten aufmerksam zuhören“, sagt Heiman, „und lieber nachfragen als anzunehmen, wir wüssten schon Bescheid.“

    Klasse!

    „Krise der Männer“ kenn ich zu gut. Die einzige Krise die ich kriege ist wenn ich so einen Sch… lese.
    So, jetzt bin ich auch wieder genug vom Thema abgewichen. Entschuldigung.

  29. Thomas,

    naja, bzgl. des Sueddeutsche Artikels – klar, die männliche Aggression wurde schon immer als problematisch empfunden, oder eben auch als nutzbar. Es wurde versucht, sie über den Zugang zur weiblichen Sexualität zu steuern, wie ja auch heute noch in nicht wenigen Kulturen. Das Problem, bzw. der Unterschied zur vor-feministischen Diskussion zum Thema männliche Aggression als soziales Problem und seine Steuerung besteht darin, daß seitdem männliche Aggression nicht mehr als vielleicht problematische *Norm* angesehen wird, die es sozial einzubinden gilt, sondern als individuelles Problem und *Normabweichung*. Das ist der Unterschied, warum ich mich nicht angegriffen fühle, wenn z.B. ein Evolutionsbiologe sagt, „Vergewaltigung war schon immer Teil der Evolution“ aber ich mich sehr wohl angegriffen fühle wenn eine Feministin sagt: „Alle Männer sind potentielle Vergewaltiger.“

  30. mein letzter Schuhkauf, Sneaker der Bundeswehr aus den 70ger Jahren… wenn jemand da Stöckel dranbaut, ist wieder mehr Geld da (w. h. sie mir abkauft)… anhand dieses im Alltagsleben einsetzbarem Produktes kann man im Rollenspiel Kundenbegeisterung wecken, alswie das ein Arbeitsschuh für ein Göpelwerk zur Münzherstellung sein könnte, im Medium Film oder so…

  31. Hm, interessantes Thema.
    Ich kann mich erinnern das mein ehemaliger Freund und ich eigentlich meist getrennt bzw. abwechselnd gezahlt hatten.
    Allerdings wollte er manchmal da sich ihm meinen Teil des Geldes in die Hand gebe damit die Kassierer/Kellner denken, er bezahle alles.
    Das hat sich nach einigen Malen aber zum Glück gelegt als ich auch mal darauf bestand ( und er dann merkt wie doof das war).
    Allerdings frage ich mich wie das mit dem finanziellen Hintergrund ist? Wir beide hatten/haben ja selber nichts verdient sondern waren Schüler.
    Sein Vater ist berufstätig (Und verdiente nicht schlecht) und die Mutter bekommt als Doktor der Mathematik (genau so wie ihr Mann) eine ordentliche (Früh)Rente während meine Mutter aufgrund von Krankheit ebenfalls eine Frührente (jedoch eine sehr geringe) bekam. Deswegen hatte er oft schon Verständnis wenn er halt doch öfter bezahlen musste weil ich absolut pleite war. Ich weis nicht, ist das so in Ordnung? Mich hatte es irgendwie gestört. Ich bezahle sehr gerne selber soweit ich kann und wenn nicht verabrede ich mich zu keinen essen, so einfach ist des!
    Einige Frauen müssen davon loskommen, sich „aushalten“ zu lassen und es als selbstverständlich anzusehen, alles bezahlt zu bekommen. Und einige Männer müssen von der angeblichen „Pflicht“ des Bezahlers loskommen ohne sich in ihrem Stolz angegriffen zu fühlen.
    Zu dem dämlich pseudo-witzigen Verkäufer: „Hm, Entschuldigung, was sagten sie? Ich habe grade überlegt wie sich mein Freund dafür revanchieren kann das ich ihm seine Schuhe bezahle… Sie wissen schon was ich meine *zwinker*!“ Also das, was der Typ da wohl an Stereotypen im Kopf hatte mal umdrehen. Aber in solchen Situationen ist man eh meist zu wütend für ausgeklügelte Antworten.

  32. Ich erinnere mich gerade an einen Dialog eines Pärchens bei einem Restaurantbesuch In Österreich wo sie zahlte und die Kellnerin sich dazu fast empört äußerte „Waaas die Frau zahlt?“. Schon eine Weile her, war glaube ich 1988.

    Dann gibt es noch – zum Glück wohl eher eine Rarität – diese Klientel : Eine Frau plauderte mal vor vielen Jahren mit mir aus dem Nähkästchen wie sie beim Tanzen (Kategorie Ball der einsamen Herzen) die Männer „ausnahm“, und wie blöd die Kerle doch waren. Das auch noch mit einem gewissen Stolz….Wie gesagt, meinem Eindruck nach war dieses krasse Beispiel eine Ausnahme.

    In einem Forum erklärte mir seinerzeit eine Teilnehmerin „Den Kaffee mitbezahlen wäre ja eine Symphatiebekundung“. Na ja könnte man auch umgekehrt sehen und Wortklaubereien emanzipiert hier, als „Frau fühlen“ da (Zitat aus einer anderen Diskussion) sind meiner Meinung nach auch nicht der progressive Bringer und hinterlassen einen faden Beigeschmack. Die für mich markante Situation die ich oben beschrieb war für mich : Schade, leider doch nicht emanzipiert.

    Meine Tochter erzählte mir vor einigen Jahren im Kindergarten hat jemand gesagt „Ich suche mir später einen Mann der 100.000,- € hat“.

    Der drohende flash-back? Bitte nicht!

    Dann sollte der Firmeninhaber der Kategorie „Mein Haus, mein Auto, mein Boot, mein Hamster….“ den ich mal kannte hier der Vollständigkeit halber auch miterwähnt werden.

    Wer wie wo wann warum „Schuld“? Weiß ich nicht. Irgendjemand wird mit den Rollenspielen wohl irgendwann mal angefangen haben, andere habens nachgemacht.

    Mir fallen sicher noch mehr Anekdötchen ein, würde aber sicher dann hier den Rahmen sprengen.

    Hier müssen sich wohl wirklich noch einige klassische Vorstellungen ändern, so wie ich die Diskussion hier sehe sind wir auf dem richtigen Weg. Mir macht es nichts aus auch mehrmals zu bezahlen. Wie gesagt, keine Erbsenzählerei „Ich 10,-€, Du 10,- €). Irgendwie gleicht es sich ja aus. Aber ich freue mich auch einfach über eine Geste und daß ich mich nicht ausgenutzt fühle. Eine Einladung tut mir auch gut. Grundsatzerwartungen nerven.

    Zitat : „Sie (die Frauen) würden Männer nicht mehr nach ihrer Nützlichkeit beurteilen, sondern nach Ihrer Eignung für die Liebe“ (S. 265).

    Denke das Thema ist sehr sehr facettenreich und passt sicher auch unter den Thread „Was lässt sich täglich tuen“.

    Meine große Bitte an die Diskussionsteilnehmerinnen hier : Publiziert Eure fortgeschrittene Einstellung, im Alltag und in den Medien.

  33. Hm, beim ersten Date mit meinem Exfreund fragte er mich, ob ich was dagegen hätte, wenn er mich einlädt. Fand ich gut, er wollte mich gerne einladen, hat mir aber auch nicht irgendwie unterstellt, dass ich meinen Kaffee nicht selbst bezahlen kann. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich dann einfach das nächste Mal ihn einlade.

    Mit meinem jetzigen Freund ist es ähnlich, wir bezahlen entweder getrennt oder abwechselnd. Auch im Urlaub hatten wir eine gemeinsame Kasse, in die jeder gleich viel eingezahlt hat. Als es mich allerdings überredet hat, Inlineskaten zu lernen, und mir sogar anbot, mit die Inliner zu bezahlen, hab ich das abgelehnt. Da wäre ich mir irgendwie „ausgehalten“ vorgekommen.

    Ansonsten habe ich allerdings einige (Single-)Freundinnen, die der Meinung sind, der Mann habe zu zahlen, vor allem bei den ersten drei Dates. Möglicherweise relativiert sich das in einer Beziehung wieder, dafür müsste man mal Umfragen starten.
    Russische Freundinnen von mir sind durchweg der Überzeugung, dass beim Ausgehen der Mann zahlen muss. Immer, und auch vollkommen unabhängig von den Einkommensverhältnissen. Kann ich nicht nachvollziehen, auch nicht, da sie in anderen Bereichen durchaus emanzipiert sind/sein wollen.

    Wahrscheinlich muss man aber Dating und die Anschaffung von anderen mehr oder weniger notwendigen Dingen einfach getrennt betrachten. Wie schon andere Kommentatoren sagten – wenn einer der Partner nicht verdient, geht es ja kaum anders, als dass der andere für ihn/sie zahlt.

  34. Woher kommt eigentlich das Gefuehl „ausgehalten zu werden“?

    Es gibt auch Menschen, denen Geld nicht so wichtig ist. Geschenke kann mensch annehmen. Es wird nicht immer ein Gegengeschenk erwartet.

    ontopic: beim naechsten Mal Schuhe ausziehen und stehen lassen, das Geld lieber in „faire“ Schuhe investieren ;-)

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