Da war doch noch was…

Das Männermagazin FHM hat gewählt: Die Top 100 unsexiest women 2009. Platz Eins belegt Charlotte Roche. Daraufhin hatten wir bereits Mitte der Woche überlegt, ob uns das eine Beileidsbekundung wert sei. Für FHM, nicht Charlotte Roche. Das war es aber nicht, denn erstens sind die Leser der FHM ihre eigene Testosteron-Gang und zweitens tauchen in den Top Ten neben Charlotte Roche so unterschiedliche Frauen wie VIVAne und Bäckersfrau Gülcan Kamps, Politikerin Andrea Ypsilanti oder Spielerfrau Claudia Effenberg auf.

Charmant gelöst hat das die Süddeutsche Zeitung. Unter der nach Berechtigung fragenden Überschrift „Wen interessiert sexy?“ gewinnt sie der Top Ten ganz andere Qualitäten als sexy sein ab: Der liebesbeschwindelten Susanne Klatten zum Beispiel den Gang an die Öffentlichkeit.

Wer besitzt schon so viel Mumm, das alles öffentlich zuzugeben? Die 45-jährige Geschäftsfrau hat sich nicht erpressen lassen, ist an die Öffentlichkeit gegangen und hat in Kauf genommen, ihr Ansehen zu verlieren. Sie hat dabei nur gewonnen. Mit Sex-Appeal hat das nichts zu tun – aber mit Mut und Selbstbewusstsein.

Oder Britney Spears, die sich nach diversen Peinlichkeiten nun wieder obenauf präsentiert.

Das war doch auch alles nicht so einfach – als Kind von der Mutter in den Disney-Club geschickt, als Teenie dann der Weltruhm – da wird ein Absturz doch mal erlaubt sein, ohne dass man gleich unsexy ist.

Nicht zu vergessen die Frage, was Religion (Madonna) oder Politik (Andrea Ypsilanti) mit sexy sein zu tun hätten. Selbst Feminismus scheint in den Augen der FHM-Leser nicht völlig unsexy zu sein – Immerhin belegt Alice Schwarzer Rang 96 und wäre damit heißer als Kate Moss (Platz 62) oder Heidi Klum (Platz 36).

Und dann ist das noch Claudia Effenberg auf Platz Sieben. Als „schrill, schrecklich und schauderlich“ hat die FHM-Jury die Outfitauswahl der Fußballergattin bewertet.
Die Süddeutsche versucht ein Argument zur Ehrenrettung:

Man könnte der ehemaligen Frau Strunz zugute halten, dass sie es schon so lange mit Stefan Effenberg aushält. Auch eine Leistung.

Na, wenn der gute Herr Effenberg jetzt mal nicht sein FHM-Abo kündigt.

9 Kommentare zu „Da war doch noch was…

  1. Habe Freitag an der Uni erlebt, wie sich zwei Studenten durch die Liste klickten und sie kommentierten. Die waren aber erst so um 68 oder so rum und ich weiß nicht mal mehr, über wen sie da gerade lästerten.

    Ich habe jedenfalls auch schon festgestellt, dass Charlotte Roche viel Häme entgegenschlägt. Ich habe mit vielen Kommilitonen gesprochen, die über sie und Feuchtgebiete lästern. Das Buch hat natürlich kaum einer gelesen; noch komischer finde ich aber, dass die ganze Person so abgetan wird, nur wegen eines Buches, das man nicht gelesen hat.

    Ich meine, ich halte Feuchtgebiete auch nicht für ein besonders gutes oder wichtiges Buch (ja, ich habs gelesen, s.u.), aber das hat mit der Person Charlotte Roche nur wenig zu tun. Hm.

    http://p-pricken.de/2008/12/feuchtgebiete/

  2. Och Mädels. Bushido ist auf Platz 13, warum nehmt ihr so einen Scheiß so ernst, daß ihr auch noch darüber schreibt. Zeitschriften bauen Bildstrecken, weil die Klicks multiplizieren. Listen wie diese sind großartig dafür. Wenn man die Liste jetzt „100 zufällige Fotos zum Draufklicken“ nennen würde, wäre es halt nicht ganz so spannend. Die Hälfte der Damen auf der Liste könnte genauso in der Liste der 100 sexiesten Frauen zu finden sein; inklusive Charlotte Roche („Wer so selbstbewußt mit seinem Körper umgehen kann, daß er ein Buch darüber schreibt, kann auch uns Männern noch eine Menge beibrigen… extra-sexy points für Charlotte weil sie ein ironisch-unschuldiges Kleid trägt. Die Frau weiß eben, wie sie uns um den Verstand bringt. Die logische Nummer eins!).

  3. Ich musste mich total ärgern als ich die besagte Liste bei gmx entdeck und Stichprobenhaft durchgeklickt habe. Die Fotos der Frauen waren dort nur unter der Überschrift „100 unsexiest woman 2009“, kommentarlos ins Netz gestellt. Ich halte es nach wie vor für einen Skandal, dass Sexismus so offensichtlich und selbstverständlich ist und zur Belustigung von Männern und Frauen beiträgt. Denn „während Männer in den vergangenen Jahrtausenden verschiedenen Weltreiche schufen… fanden sie irgendwie immer Zeit erstaunlich mieses über Frauen zu schreiben(Wir Alphamädchen).“ Und was Bushido angeht, wurde mal wieder Weiblichkeit als Beleidigung für einen Mann benutz. Das sollten wir nicht als „normal“ empfinden, auch wenn wir es alltäglich erleben. Denn mit solchen frauenfeindlichen Mechanismen funktioniert der Ausschluss von Frauen aus dem öffentlichen Leben noch immer. Frauen die sich, wie auch immer, selbstbewusst in der Öffentlichkeit zeigen, werden öffentlich lächerlich gemacht. Das ist nicht richtig! Ich finde, dass wir genau das ernst nehmen müssen und es zumindest kommentieren sollten, wie das so wunderbar in der Süddeutschen Zeitung passiert ist. Vielen Dank!

  4. Was wäre denn wenn Paris Hilton auf Platz 1 stehen würde. Dann würden hier doch sicherlich die Sektkorken knallen und der „Testosteron-Gang“ Geschmack zugesprochen. Aber nein, aber nein. Viele Männer wissen eben nicht, daß Frauen die nicht so toll aussehen, auf jedenfall über ganz tolle innere Skills verfügen müssen und nicht oberflächlich sind. Und wenn dann solch unvorteilhaft aussehende Frauen auch noch ein Buch über Sexualität schreiben, dann riecht es nicht nur nach mangelnder Körperhygene sondern gleich nach Revolution.

    Das Aufregen über die FHM hier zeigt, daß sich anscheinend einige Mädels mit Charlott identifizieren. Ich weiß, die Natur ist grausam.

  5. Lieber Hans -Günther da du offensichtlich meinem Kommentar intellektuell nicht folgen konntest hier nochmal langsam zum mitdenken: Die scheinbar wahllose Zusammenstellung der „100 unsexiest woman 2009“ ist nichts weiter als Sexismus, da die einzige Gemeinsamkeit dieser Frauen, ihre öffentliche Präsenz ist. Das was die FHM mit ihrer Top 100 Liste macht, hat nichts mit dem Sexappeal der, öffentlich lächerlich gemachten, Frauen zu tun!

  6. „Selbst Feminismus scheint in den Augen der FHM-Leser nicht völlig unsexy zu sein – Immerhin belegt Alice Schwarzer Rang 96 und wäre damit heißer als Kate Moss (Platz 62) oder Heidi Klum (Platz 36).“

    So hat die Liste doch was positives, gähn…

  7. der Hans -Günther ist bestimmt über Google hierhergekommen auf der Suche nach dieser sexiest-Liste. (Was soll man auch sonst an einem Sonntagnachmittag machen, als im Netz nach Bildern von Frauenkörpern zu suchen?) Und jetzt will er uns auch mal ärgern. Ganz süß eigentlich. :o)

  8. „Wen interessiert sexy“ ist hier absolut die richtige Frage. Interessant fand ich darüber hinaus aber, dass „sexy“ selbst für FHM-Leser offenbar sehr wenig mit der Figur und der Brustgröße zu tun hat, sondern eher eine Mischung aus Image und vermuteter Ausstrahlung und vermutetem Charakter ist (denn um die Menschen hinter den Medienpersonen geht es ja sowieso nicht, auch wenn das den FHM-Lesern vielleicht nicht unbedingt klar ist).

Kommentare sind geschlossen.

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