Comic: Was bedeutet Dekonstruktion?

Anna Heger wurde 1978 in Berlin geboren und lebt seit bald zehn Jahren glücklich in München. Tagsüber programmiert xier für xiesen Lebensunterhalt und abends zeichnet und konzipiert xier unter anderem Comics. Seit seit 2010 sind sie auf xiesem Blog zu lesen.

Die Comics sind emanzipatorisch und/oder biographisch und handeln oft von Themen aus xiesen Szenen: poly|feministisch|trans*|queer|bi. Xier möchte, dass Menschen außerhalb der Szenen besser verstehen was es abseits vom Mainstream gibt, und dass sich Menschen aus den jeweiligen Szenen in xiesen Comics gespiegelt finden. Dabei erzählt xier auf der einen Seite Geschichten aus xiesem Leben und dem Leben der Menschen, die xiem nahe stehen erzählen. Auf der anderen Seite möchte xier emanzipatorische Theorie, verständlich in ein Comic umsetzen. Das Minicomic, Burggeschichte, beschäftigt zum Beispiel mit dem Konzept Dekonstruktion.

Auf xiesem Blog gibt es sämtliche Minicomics können als A4 Version, aber auch andere Comics, Illustrationen und Grammatik zu Pronomen ohne Geschlecht. Außerdem sind die Minicomics, kondomgroß gefaltet, in drei Buchläden in München und Hamburg erhältlich. Letztes Jahr hat xier sich entschlossen Comics komplett in Text zu transkribieren, auch die Bilder, um sie auch denen zugänglich zu machen die nur Text lesen.

[Die Transkription der Wörter und Bilder dieses Comics in reinen Text befindet sich unterhalb vom Comic. Zum Vergrößern des Comics einfach auf das Bild klicken.]

Comic Dekonstruktion

Transkription:

Minicomic 16 : Burggeschichte
AnnaHeger, 2012

1) Hinter einem kleinen Haus mit rotem Dach steht ein großes Gebüsch.

2) Zwei weiße Menschen sitzen am Tisch. Auf dem Tisch sind eine leere Espressotasse, Papier und ein Stift. Die Person mit übereinander geschlagenen Beinen erklärt gestikulierend: “Diskriminierende soziale Strukturen sind als solche konstruiert, …”. Die zweite Person hat die Hände im Schoß und unterbricht die Erklärung: “Du, bei diesem Teil steig ich aus! Echt!”.

3) Auf dem Papier werden zwei miteinander verbundene Striche gezeichnet. Der Stift liegt daneben. Aus dem Hintergrund ist die Stimme der ersten Person zu hören: “Stell Dir das mal so vor: das menschliche Zusammenleben ist längst nicht immer so gewesen wie es jetzt ist. Es wurde nach und nach so zusammengebaut = konstruiert.”

4) Strich um Strich wird die Zeichnung zu einem Quadrat mit dreieckigem Dach erweitert. Es entspricht einer einfachen zweidimensionalen Zeichnung eines Hauses. Aus dem Hintergrund ist weiter zu hören: “Ich finde das wichtig, weil es im Kampf gegen Diskriminierung verwendet werden kann. Etwas gebautes, lässt sich umbauen und hat keinen Ewigkeitsanspruch.”

5) Mit einigen weiteren Strichen wurde dem Bild vom Haus die Seitenwände hinzugefügt: “Wenn wir Zustände verändern wollen, überlegen wir, wie wir das machen.” Die zweite Person fragt nach: “Wo sollen wir anfangen?”

6) Die Zeichung wurde mit Fenstern, dem Schornstein und einer Tür vervollständigt. Das Haus ähnelt dem auf dem Panel 1: “Wie bei einem alten Haus*, dessen Bauweise nicht gut ist oder das auf Grund seines Alters gefährlich instabil ist …”.
[* Mostafa Akhtar in „Wer andern einen Brunnen gräbt…“, Berlin, 2012, http://ber-ev.de/bestellungen/broschuere-wer-andern-eine-brunnen-graebt.. ]

7) Die Zeichnung ist jetzt sehr viel umfangreicher. Um das das Haus herum ist eine Burganlage aus vielen verschiedenen Gebäuden mit einem Brunnen im Burghof entstanden: “…oder eher wie bei einer Burg, mit Anbauten, mit versteckten Kammern und von undurchschaubarer Stabilität.”

8) Wieder ist die Burg dargestellt. Zusätzlich wurden mit roten Linien Balken, Räume und Verbindungsgänge in die Gebäude eingezeichnet. Außerdem beschreiben die eingezeichneten Jahreszahlen Eckdaten der deutschen Kolonialgeschichte: 1682, 1847, 1884, 1888, 1904, 1940: “Wenn wir die Geschichte eines Bauwerkes kennen, können wir verstehen welches die tragenden Balken sind. Dekonstruktion ist das Verstehen der Konstruktionen. Aus Verständnis resultiert nicht automatisch eine Veränderung, aber es kann der Anfangspunkt sein.”

9) Nach der längeren Erklärung überlegt die zweite Person: “Darüber muss ich in Ruhe nachdenken. Ich frage mich ob das an Hand einer Burg Sinn macht.”

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