Bloß kein Mädchen

Mädchen sind weinerlich und manipulierend, stehen auf pinke Sachen, aber immerhin sind sie ruhig. Für Amy Wilson Grund genug, sich schon während der Schwangerschaft kein Mädchen, sondern einen weiteren Jungen zu wünschen, wie sie auf CNN.com beschreibt.

Die Story-Highlights:

  • Mom of two boys knows their clothes, toys, Matchbox-car skids on wallpaper
  • She gets worried after finding out she’s pregnant with a girl
  • Fears girls are more complicated, might watch mermaid movies
  • Also worries how to protect daughter from „mean girls in sixth grade“

Dass viele ihrer Befürchtungen auf Klischees basieren, ist Wilson durchaus klar. Ihre Nichte macht sich gerne die Finger schmutzig. Leider reflektiert sie darüber hinaus nicht weiter. Dass sie selbst anscheinend nicht in die Geschlechterstereotype passt — geschenkt. Ob sie ihre Jungen jemals versichert hat, sie dürften auch mit Puppen spielen, wenn sie wollten, bleibt ungeklärt.

Neben den Zicken aus der sechsten Klasse (dass ihre Söhne verprügelt oder abgezogen werden könnten, scheint sie weniger zu beunruhigen) macht ihr die allgemeine Erwartungshaltung der Gesellschaft an Mädchen schon weit vor der Geburt Angst. Egal wie sehr sie sich anstrengen würde, es wäre nie gut genug. Doch anstatt sich dagegen aufzulehnen, fällt sie zunächst selbst in diese Falle und sieht sich versagen, obwohl sie bisher nur das Ultraschallbild besitzt. Um dann geht sie erstmal shoppen, damit ihre Tochter nicht in Schimpf und Schande gelb und grün gekleidet ihre ersten Monate überstehen muss.

Die Tochter ist inzwischen 16 Monate alt, ob sie wirklich ein Fan von pinkem Spielzeug ist und wenig Aufmerksamkeit braucht, wird leider nicht erwähnt. Gefunden über jezebel.com, von denen auch folgendes Zitat ist:

What’s troubling about the author’s rationale is not that she doesn’t want a girl – fair enough – but that all her reasons seem to be founded on a contempt for girls that she’s not examining. (And at the risk of overthinking, there are worse things than being in a culture where baby girls are valued.)

6 Kommentare zu „Bloß kein Mädchen

  1. Brrr, das ist ja echt hart. Also, dass sie dann gleich erst mal shoppen geht um pinke Babysachen zu kaufen.
    Aus ihrem Text spricht ja einige Verachtung für andere Frauen/Mädchen. Sie scheint ja auch ihre Jungs dahin zu erziehen, dass sie alles „weibliche“ als zweitklassig behandeln („Ihh, pinke-pudel-partys sind nur für mädchen, ihhh“).

    Mir fällt es auf, dass Mädchen und Jungs sehr stark geschlechterklischeetypisch angezogen werden: Jungs in blauenoder grünen Klamotten, die robust sind und mit den man draußen spielen kann und die Mädchen in pinken Rüschekleidchen und Lackschühchen, die sich nicht dreckig machen dürfen/sollen. Selbst ein Blick in den Kinderwagen zeigt sofort ob Mädchen oder Jungs – insofern scheinen mir die Ansichten der Autorin weiter verbreitet sein, als es mir lieb ist. (okay, manche sagen dann evtl. „juhu ein Mädchen, jetzt kann ich endlich pinke Kinderklamotten kaufen“, aber diese Rollenklischeeerwartungshaltungshaltung ist die gleiche)

  2. haha, da muß ich doch gleich eine anekdote erzählen:
    ne freundin von mir hat einen (inzwischen 4 monate alten) jungen.
    als sie stolz den von ebay erworbenen (und im überigen sehr schönen und überaus praktisch designten) kinderwagen der verwandtschaft vorführte, meinte ihre tante: „aber der ist ja lila! was meinst du, was man dazu sagt, daß du deinen sohn in einem lila kinderwagen spazierenfährst??“
    meine freundin daraufhin: „mein sohn ist mit seiner männlichen sexualität so gut im reinen, daß es ihm momentan scheißegal ist.“
    *g*

  3. haha *lol*
    die antwort von deiner freundin is klasse
    so ein schwachsinn, ich finds schlimm wenn mädchen nur pinke sachen haben (schon in dem alter, was soll aus ihnen werden?) und jungs das gar nicht dürfen
    ich finde, jedes kind sollte jede farbe tragen und mögen dürfen
    wer hat eigentlich mit dem blödsinn von wegen hellblau vs. rosa angefangen?
    kann ja nich seit dem mittelalter so sein…
    naja, jedenfalls is die frau, die sich da bei CNN in die hose macht, echt selbst schuld wenn sie sich von den klischees so einnehmen lässt
    ich kenne genug leute, deren mädels in pink rumlaufen und nur prinzessin spielen, aber genauso welche, wo man wenn sie klein sein, bei den kindern nicht gleich das geschlecht erkennt…

    naja, liebe grüße

  4. ich weiß nicht, ich erlebe sowas eher als backlash…
    ich selber bin jahrgang 83 und bis in meine späte pubertät hinein war (abgesehen von trashig-pinken raverklamotten) rosa eher unbeliebt. im kindergarten waren die prinzessinnen sehr selten rosa, später galt die farbe auch als viel zu „tussig“ und altmodisch.
    und wenn man barbies hatte, die NICHT alles in punk hatten, sondern möglichst viele andere „coole farben“ (neon war toll erinnere ich mich und türkis und lila), war man eh der held.
    ich vermute jetzt mal, daß das an einer müttergeneration lag, die die 2. welle des feminismus noch voll abgekriegt haben und die zu alt waren, um von dem 90erjahre „postfeminismus“-strom mitgeschwemmt zu werden.

Kommentare sind geschlossen.

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