Battlefield 3 startet in Texas ohne Frauen

Geschlechtertrennung ist auch in der westlichen Welt noch ganz schön lebendig. Gerade berichtete Tami B. im Blog Border House über die Ankündigung einer großen LAN-Party in Texas. Auf solchen Parties treffen sich Computer­spieler­_innen, um gemeinsam eines oder mehrere Games zu zocken. In diesem Fall ging es um den Start von Battlefield 3 (kommt im Oktober). Um allen Beteiligten ein angenehmes Spielklima zu verschaffen entschieden sich die Veranstalter(_innen?), das Event einfach nur für Männer zu öffnen.

AUF DEM WEG ZU IHREM NÄCHSTEN EINSATZZIEL DURCHQUERT EIN TEAM VON MARINEINFANTERISTEN EINE GASSE TIEF IN FEINDLICHEM GEBIET.
Pressebild über battlefield.com/de

Nothing ruins a good LAN party like uncomfortable guests or lots of tension, both of which can result from mixing immature, misogynistic male-gamers with female counterparts. Though we’ve done our best to avoid these situations in years past, we’ve certainly had our share of problems. As a result, we no longer allow women to attend this event.

Nichts ruiniert eine gute LAN-Party mehr als Gäste die sich unbehaglich fühlen oder große Spannungen – beides kann aus der Mischung von unreifen, frauenverachtenden Gamern mit weiblichen Gegenstücken herrühren. Auch wenn wir in den letzten Jahren unser bestes getan haben, diese Situationen zu vermeiden, hatten wir einige Probleme. Als Konsequenz werden wir Frauen nicht länger erlauben, teilzunehmen.

Nach einiger Kritik nahmen sie diesen Absatz wieder zurück. Im entsprechenden Forum erklären sie zunächst die Hintergründe der Entscheidung – eine Gamerin hatte sich über einen furchtbaren Typen beschwert. Der im Übrigen so schlimm war, dass ihn niemand mehr da haben wollte und er rausgeworfen wurde. Nach einem Internetshitstorm mit erfundenen Kommentaren und echten Drohmails sieht man die Konsequenzen jetzt aber anders.

Once we turned this into „guys only“, we found that to be a pretty cool experience. Gives our wives and g/f’s some time to just do „girl stuff“, and it gives the guys a break from this stressful world we live in. […] Obviously we’ll rewrite our event info page to be more „politically correct“ so this kind of thing doesn’t happen again, but odds are this event will remain guys only.

Nachdem wir daraus „nur für Jungs“ gemacht hatten, fanden wir es eine ziemliche coole Sache. Es gibt unseren Ehefrauen und Freundinnen Zeit, für „Mädchenkram“ und es gibt den Jungs ne Pause von der stressigen Welt in der wir leben. Natürlich werden wir die Infoseite der Veranstaltung umschreiben, so dass sie mehr „politisch korrekt“ ist und dies nicht wieder passiert. Aber vermutlich bleibt es bei einer Veranstaltung nur für Kerle.

Wenn es ursprünglich um ein Arschloch geht, was auch anderen auf die Nerven ging und eine Gamerin dabei war, die ansonsten viel Spaß hatte, ist nicht klar, warum jetzt auf einmal Frauen ausgesperrt werden müssen. Haben die anwesenden Gamerinnen den Spaß nur vorgetäuscht und wollten eigentlich Mädchenkram machen? Sind Frauen per se stressig? Und ist vielleicht diese Erklärung am Ende nur ein „lasst uns endlich in Ruhe, es ist uns zu anstrengend, uns anständig zu verhalten“?

15 Kommentare zu „Battlefield 3 startet in Texas ohne Frauen

  1. Interessante Logik… Konsequent wäre da doch eigentlich gewesen: „Der Streß ging immer von Männern aus, also machen wir die Veranstaltung nur für Frauen.“

  2. Hm, schwierige Problematik:
    Auf der einen Seite ist das ja mal ein geht gar nicht: Wer entscheidet, was ist männlich, was weiblich. Und angenommen es gäbe einen Konsens über eine solche Einteilung: Wäre eine Einteilung nach Rollenmodell nicht sinnvoller? Werden ja auch nur bestimmte männliche Rollenmodelle vertreten sein, so meine Vermutung.
    Dann scheint mir die Auswahl auch ein bisschen ökonomisch orientiert: Wie wird mit minimalem Aufwand Konfliktpotential (heterogene Gruppe) verringert und gleichzeitig der Gewinn nur minimal verringert.
    Auf der anderen Seite, ließe sich sicher eine Argumentationsstruktur finden, welche sich ähnlich zu der Schutz-/Rückzugsraum Diskussion verhält. Denn es ist sicher für einige Menschen schwierig, sich „anständig“ (was auch immer das ist) zu verhalten, sonst würden sie es ja tun. Und genau bei schwierigen Sachen kommt dann die Problematik von wegen Rückzugsraum.
    Fazit: Eine solche Geschlechtertrennung ist vollkommen willkürlich und diskriminierend.
    Was ich aber schlecht finde, ist die Argumentation im letzten Teil des Artikels durch die rhetorischen Fragen. Die sind dann doch sehr tendenziös, Stichwort Mädchenrunde.

  3. Ja, Phillip darauf sollte man kommen aber hier ist wohl wieder der Grundsatz da das Männer alles gesittete Menschen sind bis böse Frauen kommen und durch ihre Anwesenheit sie in einen Mr. Hyde der sexuellen Belästigung verwandeln. Also den Auslöser verbannen.
    Unglaublich das es sowas gibt.

  4. Da denkt man, es gibt einen Fortschritt (gemeinsame Badestätten, gemeinsame Schulen), gibt sich sogar Mühe eine Durchmischung zu fördern (Frauen in die MINT-Berufe, Männer als Lehrer oder Erzieher) und dann führt man an anderer Stelle wieder die Geschlechtertrennung ein.

    Komische Welt…

    Oder liegt hier vielleicht nicht mal ein Geschlechterproblem zu Grunde, sondern nur ein anderes Klischee: Computerspieler sind generell Nerds, die unfähig sind, soziale Kontakte zu knüfen (<– Das meine ich jetzt überspitzt) und sich nur unter Gleichen wohlfühlen (männnlich, single, blass, noch bei Mama wohnend etc.). Selbst die Ober-Nerds aus der Big Bang Theory schaffen es, sich mit Frauen zu arrangieren – und es hat ihnen nicht mal geschadet (meiner bescheidenen Meinung nach).

    Aber andererseits begeht mein Gehirn gerade eben die politisch unkorrekte Handlung und trennt die Gesamtmenge der männlichen Bevölkerung in "Jungs" und "Männer" ein. Das wiederum führt zu einem Augenrollen, Achselzucken und gedachten "ist-mir-doch-wurscht-was-Jungs-machen".

    Werde jetzt mal kurz alle anstehenden Einladungen prüfen, dass sie auch ansprechend für alle sind – versuche ja auch lernfähig zu bleiben. Denn wie Konfuzius schon sagte: "Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten."

    Nicht ärgern, nur wundern,

    LG, Barbara

  5. Ich glaube der Auslöser ist eher, dass Männer bei solchen Spielen wahrscheinlich ein Großteil der Kunden darstellen. Und da werden die nicht ihre Haupteinnahmequelle verscheuchen.
    Das bezieht sich jetzt aber auch nur auf @Philip @Anne, @Larissa.

    Ansonsten zeigt die Formulierung des Herstellers nicht gerade dessen PR Künste.

  6. @ Julian:

    Aber wo wäre dann das Problem, einfach denjenigen, der Stress gemacht hat, auszuschließen und dann weiterzumachen wie gehabt? Offensichtlich ging er den anderen männlichen Spielern doch auch auf den Keks. Durch solche Aktionen steigert man das Interesse der Frauen ja auch nicht wirklich.

  7. Das ist mal mehr als lächerlich. Vor allem weil es in der Esportszene wichtig ist Frauen einzubinden. Auch wenn es meist nur um Sponsoren geht. Hier wird gerade der entgegengesetzte Weg gegangen. Das ist mir unverständlich und kontraproduktiv. Wirklich mies ist allerdings die Erklärung und die Argumentation der zwei Welten. Ich weiß nicht ob es eine texanische Wildwestmythologie ist, aber anscheinend sind Frauen dorten nur als Köchinnen oder als Striptessetänzerinnen gerne gesehen. Ich hoffe die Lan wird ein reinfall.

  8. @tuldul: Frauenstudiengänge, um Frauen gegen Vorurteile und gesellschaftliche Widerstände den Einstieg in Fächer ermöglichen, sind etwas anderes, als Frauen gemäß Vorurteilen die Teilnahme an gesellschaftlichen Ereignissen zu verbieten. Bitte lies vor weiteren Kommentaren die Netiquette und sehe von weiterem Derailling ab.

  9. @Helga lies dir doch bitte den Artikel durch. Auch die dort gelieferten Argumente sind nichts als Vorurteile.

    Dort wird u. a. behauptet: „Männliche Studienanfänger bringen oft ein diffuses Halbwissen mit“, das ist durch keine Studie belegt. Also ist es nur ein Vorurteil.

    Auf abstrakter Ebene ist es das gleiche:

    Eine Gruppe von Menschen wird ausgeschlossen, damit sich eine andere Gruppe besser fühlt.

  10. @tuldul: Nein, nicht jeder Ausschluss einer Gruppe ist gleich – es gibt eine Reihe an z.B. historischen und gesellschaftlichen Benachteiligungen von verschiedenen Gruppen. Dagegen mit einem Satz aus einer Publikation zu argumentieren, die hier oft genug wegen der Nichtbeachtung von Benachteiligungen etc. kritisiert wird, ist wenig hilfreich.

  11. @ Helga: Ich muss so schmunzeln, du verwechselst das gleiche und das selbe.
    Die Fälle sind gleich, das heißt man kann sie „vergleichen“, sie sind aber nicht das selbe. Und da die zwei Fälle auf dem gleichen Grundprinzip basieren kann man diese auch gegenüber stellen.

    Und ich zitiere aus der Publikation eine Studiengangsleiterin.
    Die nebenbei auch mal die mänlichen Studenten abwertet, genauso wie die Veranstalter Frauen abwerten. Indem sie unterstellen, dass diese pauschal für schlechte Stimmung sorgen.

    Tja, wieder eine Gemeinsamkeit, was sagt man dazu ;)

  12. @tuldul Zunächst: Wenn Du schon darauf beharrst, ich müsse mir alles durchlesen/anschauen was Du postest, solltest Du gelesen haben, dass der Grund für den Ausschluss von Frauen nicht war, dass diese für „schlechte Stimmung“ sorgen. Es war das schlechte, übergriffige Benehmen eines Mannes(!), der auch anderen Männern auf die Nerven ging.

    Ansonsten: Nein, diese Ausschlüsse sind weder das gleiche noch das selbe. Du befindest Dich hier auf einem Weblog, das sich explizit mit all den Ungleichheiten beschäftigt, die aus Rassismus, Sexismus etc. erwachsen. Grundlegenden gesellschaftlich verankerten Sexismus blendest Du aber aus, die Äusserung einer Frau (dass Frauen auch sexistisch sein können, ist nun wirklich nichts neues) stellst Du in den Vordergrund. Das ist sowieso schon platt, in diesem Kontext nur noch Derailing und damit unerwünscht.

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