Aufruf zur Unterstützung des Autonomen Frauenreferats an der Uni Gießen

Gerade erreicht uns ein Aufruf zur Unterstützung des Autonomen Frauenreferats der Universität Gießen (pdf), welches massiv in seinem Stimmrecht und damit in seinem Mitspracherecht beschnitten werden soll. In dem Aufruf heisst es:

Hintergrund ist das Vorhaben des Studierendenparlaments der Justus-Liebig-Universität Gießen, sich eine neue Satzung zu geben – in dieser sollen die autonomen Referate zwar erwähnt werden, aber ihr Stimmrecht soll gravierend eingeschränkt werden. Bisher durften die Referentinnen (für das autonome Frauenreferat sind derzeit drei Referentinnen aktiv) noch mit einer Stimme pro Person an Abstimmungen des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) teilnehmen, nun soll sich jedes Referat mit einer Stimme begnügen. (…)

Daher ruft das autonome Frauenreferat der JLU Gießen zur Unterstützung auf: „Wir wollen uns nicht geschlagen geben und auf ein Wunder hoffen, wir brauchen Menschen, die zur Sitzung am 11.02. kommen, wir brauchen Presse, die vor Ort und/oder breit darüber berichtet, wir brauchen euch für alles, was euch zur Unterstützung einfällt. Denn wir wollen keine Unterdrückung mehr für Frauen, die sich selbst vertreten wollen!“ so Karoline Klamp-Gretschel, autonome Frauenreferentin im AStA der JLU. (…)

Der Autonome Frauenrat macht darauf aufmerksam, dass die Beschneidung des Stimmrechts nur der „erste Schritt auf dem Weg zur Abschaffung der autonomen Referate“ sei. Neben dem Frauenreferat zählen dazu auch das Schwulenreferat und das Referat für behinderte und chronisch kranke Studierende. „Die weitere Marginalisierung dieser Gruppen wäre ein Skandal und muss verhindert werden“ so Sarah Rögl, AStA-Frauenreferentin seit 2007.

14 Kommentare zu „Aufruf zur Unterstützung des Autonomen Frauenreferats an der Uni Gießen

  1. Was beschweren sie sich, wenn das Stimmenrecht demokratisch geändert wird? Schließlich wurden die Vertreter ja gewählt.

    Davon mal abgesehen, wäre es interessant gewesen, die alten Stimmenverhältnisse darzulegen. Man weiß so nicht, ob die vorherigen drei Stimmen nun viel oder wenig gezählt haben.
    Hab mal geschaut, das wären ungefähr 600+ Wahlstimmen -.-

  2. @elektrosmog
    Ehrlich gesagt, verstehe ich Deinen Beitrag nicht.

    Das autonome Frauenreferat wehrt sich gegen einen möglichen Beschluss des Studierendenparlaments – das ist ihr gutes Recht, auch in einer Demokratie.

    Autonom heißt im Normalfall, dass das Frauenreferat nicht vom Stupa sondern von einer eigenen Versammlung – den Studentinnen der Uni Gießen – gewählt wird. Diese legen auch fest, wieviele Referentinnen und damit bisher auch Stimmen im AStA-Plenum gewählt werden sollen. Möglicherweise legt jedoch auch die VS-Satzung die Anzahl der Referentinnen fest.

    Der AStA ist ein exekutives Gremium und damit den Anweisungen des Stupa unterworfen. Das autonome Frauenreferat hat also nur Einfluss auf die exekutiven Fragen. Gerade bei der Frage wie etwas angegangen wird ist ein starkes Frauenreferat sicherlich wichtig und auch der Einfluss eines autonomen Referats eng gesteckt. Diesen nocht weiter zu verkleinern, ist nicht zwangsläufig eine gute Idee (aber z.B. gegen ein Veto-Recht im Stupa durchaus eintauschbar – würd ich mal vorschlagen *smile*).

    Da auch das Stupa soviele Referent_innen wie es beschließt ins Rennen schicken kann, sind die aktuellen Stimmverhältnisse eher uninteressant, schließlich ist das Stimmverhältnis relativ leicht änderbar. Da ist es eher spannend, warum zu dem Mittel „Pro Referat eine Stimme“ gegriffen wird.

  3. Wieder wird auf höchstem Niveau gejammert, oder gibt es auch ein autonomes Männerreferat, warum nicht?

  4. @nadler: Es gibt ein Referat für schwule und bisexuelle Männer. Sicherlich hätte auch niemand gegen ein Referat für Männer allgemein oder generell ein Geschlechterpolitikreferat. Es geht bei Frauenstellen wie einem Frauenreferat jedoch immer noch um die alten Geschichten: sexuelle Belästigungen an der Uni, Mitwirken in Gremien wie Gleichstellungskomissionen zur gerechten Verteilung von z. B. Promotionsstellen usw. – und da sind nun mal leider immer noch wir Frauen benachteiligt und nicht die Männer.
    So oder so sind Männer, die sich über das Konstrukt Geschlecht Gedanken machen und ihre eigenen Rollenbilder hinterfragen sicher gern gesehen. Sowohl in einem Männer-/Schwulenreferat als auch in einem Frauenreferat.

  5. ^^
    Ok, ich muss zugeben, dass ich mich nicht wirklich mit der Struktur in dem Bereich auskennen und es vielleicht nicht das cleverste war, gleich zu posten.

    Ich dachte, dass das „Frauenreferat“ 3 Stimmen fest in dem Parlament hat, wofür andere x-Stimmen gebraucht hätten (in dem Fall fände ich 3 Stimmen zu viel, da ja auch die „Studentenparteien“ Frauen vertreten sollten „Juso/Grüne“).
    Ich habe auch keine Ahnung, wieviele Frauen von dem Frauenreferat überhaupt vertreten werden(also jetzt praktisch und kein „.. wir vertreten alle Frauen, Lesben, BiFrauen… und so weiter und sofort“).

    Das ganze System mit den Referenten hört sich aber auch irgendwie komisch an – kann aber auch gut sein, dass ich es nicht ganz verstanden habe und es Sinn macht^^

  6. Aber wieso braucht das Frauenreferat dann extra Stimmen in der Exekutiven? Es sollte als Ansprechpartner für sex. Belästigung bereit stehen und solche Fälle dann unabhängig von Asta/Parlament das ganze weiterleiten (gibt’s eigentlich Ärger wenn ich als Dozent Studentinnen belästige? eher nicht oder?).

    Und zu dem Punkt mit der „gerechten Verteilung“ von Promotionsstellen.. da sich die Gleichstellungsmenschen für den Weg von Quoten und nicht von Leistung entschieden haben, kann ich es nur begrüßen, wenn Frauenreferate dann beschnitten werden…

    (Man bekommt immer das kalte Kotzen wenn man von Quoten und „Gerechtigkeit/Gleichstellung“ liest… )

  7. Nun gut: VS (Verfasste Studierendenschaft) für Anfänger_innen:

    Häufig (nicht überall, z.B. nicht in Bayern) ist die Vertretegungsstruktur dem deutschen demokratischen Struktur nachempfunden.

    Wir haben die Wähler_innen: Alle Studierende einer Universität (und wahrscheinlich auch Fachhoschulen – hier kenne ich mich nicht aus).

    Diese wählen:
    1. Hochschulgruppen ins Studierendenparlament (Stupa) und
    2. in Ihren Fachbereichen die Fachschaften
    Weitere Wahlen sind erstmal hier nicht relevant (wie z.B. Senat).

    Das Stupa kann jede_r sich vorstellen, wie den Bundestag. Dort werden Fraktionen und Koalitionen gebildet.

    Das Stupa wählt dann den AStA, also den Allgemeinen Studierenden Ausschuss. Im Normalfall sind dies Menschen die von der Koalition ausgesucht wurden (genauso wie eine CDU/FDP Koalition keinen Menschen aus der Linkspartei in die Regierung wählt).

    Der AStA ist also ein Exekutivorgan. Ähnlich wie Ministerien gibt es im AStA Referate. Dort wird zwischen politischen Referaten und autonomen Referaten unterschieden (die Wortwahl ist nicht unbedingt glücklich).

    Welche politischen Referate es gibt und wieviele Referent_innen in dem jeweiligen Referaten vertreten sind, wird ebenso vom Stupa bestimmt. Dies bestimmt sich teilweise aus der Satzung und teilweise schlicht aus dem Willen der Koalition.
    Ebenso bestimmt das Stupa welche autonomen Referate vom AStA anerkannt werden (und welche vllt. eben auch nicht.).

    Die autonomen Referate werden von eigenen Versammlungen gewählt und auch die Art der Arbeit bestimmt – also was soll das Referat tun. Die autonomen Referate vertreten normalerweise marginalisierte Gruppen (z.B. Minderheiten) wie Behinderte (und chronisch kranke), Ausländer_innen, Frauen (und Lesben), Schwule.
    Die Idee hinter den autonomen Referaten ist das diese nur ihrer eigenen Gruppe unterworfen sind, also den Menschen die sie vertreten.

    Das AStA-Plenum tagt in relativ kurzen Abständen (z.B. wöchentlich) und berät und entscheidet über die exekutiven Aufgaben. Bekanntester Fall dürften z.B. Finanzierungsanträge von „kulturellen“ Hochschulgruppen sein.
    Hier haben alle Referate irgendwie Stimmrecht. Die autonomen Referate haben hier vor allem ein Interesse daran, dass Ihre Gruppe nicht weiter diskriminiert werden. Z.B.: Es wird ein Antrag einer „kulturellen“ Hoschulgruppe eingereicht, welche einen Vortrag zum Thema „Abschaffung von Fahrstühlen aus ökologischen Gründen“ plant. Hier wird ein_e Behindertenreferent_in sicherlich einiges dagegen haben – aus gutem Grund. An diesem Beispiel wird auch klar, warum es autonome Referate braucht, die insbesondere ihre Gruppeninteressen und ihre Lebensrealität im Auge haben.

    Die Fachschaften wiederum kommen im ZeFaR (Zentraler Fachschaften Rat) zusammen und bilden einen hochschulweiten „Vorstand“. Der ZeFaR wiederum ist ein autonomes Referat im AStA, hat vllt. auch einen Platz im Vorstand des AStA. Ähnlich wie der Länderrat hat der ZeFaR eine kontrollierende Funktion.

    Wie die Strukturen an Deiner Hochschule genau aussehen (variiert nach Bundesland und auch nach Ort) erfragst Du am Besten an Deiner Hochschule.

  8. Zur leidigen „Warum gibt es denn kein Männerreferat“ Diskussion:

    Es steht jeder/jedem Studierenden der jeweilgen Universität/Fachhochschule offen in die Hochschulpolitik zu gehen und dort z.B. für die Einrichtung eines Referats für „grüne Äpfel“, „Weiße“, „Männer“ oder sonst irgendwas zu arbeiten.

    Die Arbeit müssen die Interessent_innen jedoch selber machen.

    Die bisher bestehenden Referate wurden auch nicht von „Gott“ gegeben – genauso wenig die gesamten VS-Strukturen.

  9. Hey danke für die Erklärung Stephanie.
    Finde es persönlich zwar bisschen hart Frauen zu den Minderheiten zu zählen, aber ist ja auch nicht wichtig…

  10. @elektrosmog:
    Stephanie schreibt nicht „Minderheiten“, sondern „marginalisierte Gruppen“ – dazu gehören leider auch noch wir Frauen! (marginalisiert = an den Rand [der Gesellschaft] gedrängt)
    Danke, Stephanie, für Deine Ausführungen! Wunderbar! Ich kann mich da nur anschließen!

  11. @elektrosmog
    Nein, läuft es nicht. Es gibt viele Beispiele wo die Mehrheit in einem bestimmten Raum (z.B. dunkelhäutige Menschen) marginalisiert wird.

  12. [Ja, stimmt schon… (ich meinte vielmehr, dass ich Frauen nicht dazu zählen würde; also dann in dem Fall zu den „marginalisierten Gruppen“)]

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