Aufregung um Ministerinnen

Erstmals nach 30 Jahren sollten wieder Ministerinnen ins iranische Kabinett berufen werden. Allerdings keine Vorkämpferinnen für Frauenrechte: Die Kandidatin für das Sozialministerium, Fatemeh Ajorlou, gilt aufgrund ihrer bisherigen Arbeit im Parlament als Reaktionärin, berichtete dieStandard.at.

Sie meint, dass eine zu enge Zusammenarbeit von Männern und Frauen die „Prostitution“ fördert und dass der Zugang der Frauen zu Universitäten durch Quoten beschränkt werden soll. Sie vertritt auch das (nicht durch Informationspflicht der Ehefrau eingeschränkte) Recht des Mannes auf Polygamie.

Wieder einmal zeigte sich, dass Frausein kein Grund ist, sich für Frauen einzusetzen. Doch trotz ihrer konservativen Einstellung sind die Kandidatinnen einigen Politikern und Geistlichen ein Dorn im Auge, so FR online.

Es bestünden „religiöse Zweifel“ an der Führungsfähigkeit von Frauen, das sollte die Regierung berücksichtigen, sagte der Abgeordnete Mohammed Taghi Rahbar einer konservativen Zeitung. […]
Zudem sagte Rahbar, er werde in seiner Ansicht von ranghohen Geistlichen wie Ayatollah Nasser Makarem Schirasi und Lotfollah Safi Golpaigani unterstützt. Ayatollah Jussef Tabataba, der in Ispahan wöchentlich die Freitagspredigt hält, sagte, er hoffe, dass das Parlament die Worte des Präsidenten zu Ministerinnen „nicht akzeptieren“ werde.

7 Kommentare zu „Aufregung um Ministerinnen

  1. Diese Fatemeh Ajorlou scheint eine rechte Pappnase zu sein.:
    „Sie meint, dass eine zu enge Zusammenarbeit von Männern und Frauen die “Prostitution” fördert..“

    Warum denken eigentlich diese reaktionären Politiker/innen die ganze Zeit an Sex?

  2. @steve:

    Das ist eine gute Frage. Würde mich auch mal interessieren.

    Wenn man sich mittelalterliche Bußekataloge der katholischen Kirche anguckt, werden da auch Sexpraktiken genannt, auf die viele „normale“ Menschen wahrscheinlich nie im Leben kommen würden.

    Vielleicht denken diese Politiker/innen deshalb so oft an Sex (vor allem den anderer Menschen), weil sie so wenig Einfluss darauf nehmen können und ihnen das nicht gefällt.

  3. Der Grad an faschistoider Gesellschaftsverfassung lässt sich immer daran messen, wie sexuelle Handlungen sanktioniert (oder auch nicht) werden. Den totalitären Herrschern ist besonders daran gelegen, dass Privatleben der Untertanen möglichst nach ihren Wünschen zu regeln und dabei ist die Sexualität mit das privateste. Aus diesem Grund sind faschistische Regime wie das iranische bzw. der Islamismus besonders auf diesen Bereich fixiert, aber auch Staaten wie die BRD mit ihren neuen Gesetzen zum Kindesmissbrauch (sind die meisten der dafür Verfolgten nicht zufällig Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren)

  4. Naja, wir hatten bis vor ganz kurzem auch noch die Vorschrift, dass Männer und Frauen nicht in einem Raum an der Herstellung von Kondomen zu basteln hatten und dass ein Eheman ohne Zustimmung seiner Frau und ohne Einhaltung von Kündigungfristen den Arbeitsvertrag seiner Gattin kündigen konnte ist auch grad mal 30 Jahre her. Also nur mal nicht ganz so von oben herab. Glaubt ihr allen Ernstes, dass eine Politikerin in diesen Ländern auch nur aufgestellt werden kann wenn sie progressiv die Gleichstellung von man und Frau fordert? traditionell haben wir uns ja immer damit abspeisen lassen, dass es grad JETZT nicht geht. Wieso, sollten die HERRschaften da denn nun glauben es ginge anders? Amerika hat doch grad gezeigt (bei allem Respekt für den amtierenden Präsidenten) genau wie weit die westliches Welt in Sachen Frauen an die Macht gekommen ist. Wegen der Rechte von Frauen wird kein krieg geführt. dass kann man gut oder schlecht finden, aber sicher ist, ein Gefühl von überlegenheit weil wir ne Kanzlerin haben sollte nicht über die Einkommenschere die auch wir hier haben hinwegtäuschen

  5. eine gesundheits-ministerin, die dafür eintritt, dass frauen nur von frauen behandelt werden, muß sich gleichzeitig dafür stark machen, dass frauen nicht nur sprechstundenhilfe, krankenschwester und altenpflegerin werden, sondern medizin studieren, ärztin werden, und das für alles, nicht nur für gynäkologie. und dann braucht sie außerdem noch frauen, welche die wirtschaftliche seite einer klinik nur für frauen händeln können. usw.usf.
    das ist, unter anderem, einer der wege, den die iranische frauenbewegung geht: berufe ergreifen, kompetenz aneignen. und von dieser kompetenz aus setzen sie dann wiederum, jedenfalls sehen das einige aus der iranischen frauenbewegung so, den mullahs die pistole auf die brust.
    ich will es nicht schön reden. aber: ganz so dumm ist dieser ansatz unter den gegebenen umständen ja auch nicht. oder?

Kommentare sind geschlossen.

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