Applaus für: Die Männer-taz

Heute, anlässlich des internationalen Frauentags, hat die taz eine ganze Palette Artikel zum Thema Männer im Angebot:

– ein Artikel über einen Teil der Männerrechtsbewegung, die manchmal in fragwürdige Kreise hinein reicht: „Die Männer-Rechte“

– der Artikel „Özdemir ist Feminist“ betrachtet kurz das Verhältnis prominenter Männer zur Gleichberechtigung.

– Frauen, die aus dem Ausland stammen, erzählen ihre Sicht auf hiesige Männer in „Der deutsche Mann kann sehr schüchtern sein“

Weitere interessante Artikel in der Sondertaz zum Thema Männer finden sich in der Printausgabe der taz. Unter anderem: „Der neue Mann, das scheue Reh“; „Darth Vader sitzt nicht in den Genen“ und „Männer, keine Tiere“. Ein Artikel über eine Kita voller männlicher Erzieher und ob und wie manche grünen Väter ihre Kindersorge zu politischem Kapital machen können.

Viel guter und wie ich finde sauber recherchierter Diskussionsstoff – bei dem die Männerdebatte auch endlich einmal differenziert und von vielen Seiten betrachtet wird. Ist ja selten, heutzutage.

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=sw&dig=2010%2F03%2F08%2Fa0059&cHash=5505f009b0Der

10 Kommentare zu „Applaus für: Die Männer-taz

  1. Da werde ich doch so schnell wie möglich meine taz aus dem Briefkasten holen!:)
    Was den Mangel an ernstzunehmender und differenzierter Auseinandersetzung mit dem Thema angeht kann ich (leider) nur zustimmen…
    Über einen taz-Artikel habe ich übrigens auch diese wunderbare Internetseite gefunden!:)

    Also, vielen Dank und weiter so!
    Schönen Weltfrauentag euch allen!

    nyx

  2. Das Interview „Darth Vader sitzt nicht in den Genen“ gibt’s auch online: http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sw&dig=2010%2F03%2F08%2Fa0046&cHash=64631d79c3

    (Aber vermutlich nicht für immer..?)

    Interessantes Interview. Seinen normativen Aussagen kann ich zustimmen, aber wie er seine empirischen Befunde interpretiert, finde ich etwas merkwürdig. Er sagt ja eigentlich an allen Ecken und Enden, dass sich mit den Reformen der 70er Jahre viel verändert hat, aber dann doch irgendwie viieles gleich geblieben ist, weil sich das „nicht von heute auf morgen“ ändert. Aber 30 Jahre sind doch nicht gerade eine Mittagspause?

    Nicht, dass ich seine Grundhaltung falsch fände. Aber er tut mit seiner Argumentation der Glaubwürdigkeit nicht so gut.

  3. Katrin,

    danke für den Hinweis. Ich sehe meine (immer wieder dargelegte…) Wahrnehmung des Problemfelds von den Artikeln bestätigt. Männliche Heterosexualität ist gesellschaftliche problematisch (
    http://taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/schuechtern-und-asexuell), Schwule haben das Problem nicht und sind deswegen locker und profitieren in besonderer Weise von der gesellschaftlichen Öffnung (http://taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/der-coole-schwule), der „Feminismus“ muß die Diskurshoheit aufgeben, damit Männer sich in die Debatte einklinken können (
    http://taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/das-scheue-reh). Sogar mein Punkt mit der Partnerwahl und der notwendigen Veränderung weiblicher Präferenzen findet sich wieder – (http://taz.de/index.php?id=bildergalerie&tx_gooffotoboek_pi1%5Bfid%5D=8&tx_gooffotoboek_pi1%5Bsrcdir%5D=Der-moderne-Mann&tx_gooffotoboek_pi1%5Bfunc%5D=combine&cHash=7967f5bac6#c173).

    Tobias,

    diese Gruppe von männlichen Feministen machen mich immer leicht aggressiv, wegen ihrer messianischen, herablassenden Art, wie ja auch hier im Artikel. Das ist in meiner Wahrnehmung eigentlich bei fast allen männlichen Feministen so. Das mag sicher auch daran liegen, daß die, die das heute auf einem Level machen, der öffentlich rezipiert wird, selbst vor allem in den 70ern sozialisiert wurden. Robert Jensen, der im Artikel erwähnte Michael Kimmel. Jensen gab übrigens mal öffentlich zu Protokoll, sich als „Verräter“ zu sehen (http://books.google.com/books?id=31lrESwfKXUC&pg=PA152&lpg=PA152&dq=robert+jensen+is+celibate&source=bl&ots=Rmil5QETFp&sig=J0IEYRjRLw3yar6jIDQlPQBYzRs&hl=en&ei=CnhsS7DQC4TYNbiq0MkE&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CB0Q6AEwBQ#v=onepage&q=&f=false). Er wurde dann auch asexuell, nachdem das Schwul werden ihn nicht von seiner „Heterophobia“ befreien hat.

    Will sagen, die politische und gedankliche Herkunft dieser Leute ist mindestens ebenso fragwürdig wie die mancher Maskulisten. Wenn jemand sagt, daß er es für ein Geschlechterproblem hält, wenn seine Enkel Eishockey mögen, dann fühle ich mich in unguter Weise an die Art und Weise erinnert, mit der „Blank-Slate“ AktivistInnen seit den 70er Jahren Umerziehung propagiert haben. Zum von anderen definierten Glück gezwungen zu werden, ist das Gegenteil von Freiheit.

  4. Es gibt einen Punkt, in dieser taz, die ich nicht verstehe: Auf dem Titelblatt gibt es sieben Thesen zum „emanzipierten Mann“ und da heißt es, daß man sich als Mann nicht Feminist nennen könnte. Stattdessen sollte man lieber „emanzipierter Mann“ sagen.

    Ich dagegen habe überhaupt kein Problem damit, mich Feminist zu nennen und weiß nicht, was daran widersinnig sein sollte…

    (Hätte das gerne verlinkt, aber habe es im Netz nicht gefunden.)

  5. lieber jj, ich habe das gar nicht so gelesen, dass er wegen der geschlechtersache ein problem mit eishockey hat. der grund steht imho nicht im Interview. und das interview ist sicherlich nur eine verkürzte form des gesamten gesprächs. das darf man nie vergessen. Ich finde, du suchst auch sehr nach den dingen, die oberflächlich betrachtet natürlich quatsch sind. Im großen und ganzen ist doch das interview mit dem schwedischen Psychologen total gelungen und hat überhaupt nichts von deiner immer wieder angeprangerten femino-normativen Matrix (so nenn ich dein Konstrukt jetzt einfach mal), wo die Feminist_innen vorgeben, wie die Emanzipation (oder eben einfach die Veränderung der Geschlechterrollen) laufen soll. Im Übrigen finde ich dieses Konstrukt so allmählich auch langweilig. Denn: Natürlich machen wir uns hier Gedanken darüber, wie sich diese Rollen verändern sollten und machen auch Vorschläge. Das ist Sinn und Zweck dieses Blogs. Es ist schon seltsam, dass du deine Freiheit gleich davon in Gefahr gebracht siehst, deine Ideen und Rollen eben anders zu gestalten. Denn davon wird von uns sicherlich niemand aufgehalten.

  6. Ergänzung: Die Geschlechterrollen sollen – können – dürfen sich nur auf eine Art und Weise verändern: Durch einen gesellschaftlichen Diskurs. Durch einen politischen Diskurs. Politische Diskurse zeichnen sich dadurch aus, dass es verschiedene „Lager“ und Positionen gibt. Es ist der Konflikt dieser Lager, der letztendlich produktiv wirkt. Deswegen finde ich es wichtig, immer wieder provokativ diesen Kobflikt herauszufordern, weil es imho sonst nicht weiter geht. Dass man dabei auch mal etwas fordert, was man vielleicht in 10 Jahren selbst als „überzogen“ bezeichnen könnte (ich sage damit nicht, dass ich sowas absichtlich tue – ich stehe zu allen meinen politischen Forderungen und Inhalten 100%) – das liegt einfach in der Natur der Sache: Politik.

  7. Katrin,

    „lieber jj, ich habe das gar nicht so gelesen, dass er wegen der geschlechtersache ein problem mit eishockey hat. der grund steht imho nicht im Interview.“

    also ehrlich, wie kann man das denn anders verstehen? Tendenziöse Frage zu den gender-normativen Erwartungen von Eltern, und als Antwort: „Meine Enkelsöhne lieben Eishockey, das gefällt mir auch nicht. Ich versuche ihnen zu zeigen, dass es auch andere wichtige Seiten und Aspekte im Leben gibt.“ Wenn die Enkelsöhne nichts anderes als Eishockey im Kopf haben, ist das ja vermutlich ein hilfreicher Ansatz, aber in dem Zusammenhang sehe ich ehrlich gesagt nicht, daß es eine andere Interpretationsmöglichkeit gibt, als die, das er es lieber hätte, wenn sie einen Strickkurs machen würden (und nein, ich habe nichts gegen Strickkurse für Männer, ich habe das sogar selbst mal gelernt. Und ich spiele *kein* Eishockey).

    „Es ist der Konflikt dieser Lager, der letztendlich produktiv wirkt. Deswegen finde ich es wichtig, immer wieder provokativ diesen Kobflikt herauszufordern, weil es imho sonst nicht weiter geht. Dass man dabei auch mal etwas fordert, was man vielleicht in 10 Jahren selbst als “überzogen” bezeichnen könnte (ich sage damit nicht, dass ich sowas absichtlich tue – ich stehe zu allen meinen politischen Forderungen und Inhalten 100%) – das liegt einfach in der Natur der Sache: Politik.“

    Ich mache hier keine Politik. Ich diskutiere, und ich bin durchaus in der Lage anderen ihre Rechte zuzugestehen. Ich habe meine Perspektive, aber ich weiß, was der kategorische Imperativ ist. Wenn Du so gerne Konflikt magst, verstehe ich nicht, warum hier immer wieder so negativ über die Männerrechtler hergezogen wird, die spielen doch genau dieses Spiel. Ich aber nicht.

  8. Ich werde mir dir TAZ Artikel mal durchlesen, und eine fundiertere Meinung abgeben.
    Ohne es zu lesen, möchte ich mich als Mensch vorerst selbst strukturieren und weder von FeministInnen, emanzipierten Männern noch „Masku´s“ vorschreiben lassen, wie ich mich als Mann zu definieren habe – wass ich zu tun habe – was ich gut zu finden habe etc. pp

  9. Ein schöner TAZ-Beitrag auch hier :

    http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/das-scheue-reh/

    „Allerdings treffen sie auf eine Realität, die auf das alte Ernährermodell zugeschnitten ist: vom Ehegattensplitting bis zu fehlenden Kitas. Wenn ihre Frauen nach der Kinderpause von den Firmen auf dem „mommy track“ geschoben werden, dann finden sie sich wohl oder übel als Hauptverdiener wieder. Und schließlich treffen sie auf Chefs, die den Wunsch nach Teilzeit für einen schlechten Witz halten.“

    So kommt doch immer wieder heraus, daß unsere Republik irgendwie sich doch recht konservativ aufstellt.

    „Nur, solange die Männer nicht klar sagen, was sie wollen, werden sie über vier Vätermonate mehr kaum hinauskommen. Wer nicht mehr so viel Feminismus will, der muss langsam mal mit echter Emanzipation für Männer um die Ecke kommen.“

    Mein Reden. Raus aus der Protestler-und Mecker-Ecke und Hinwendung zu einem konzeptionellen Engagement, das sich nicht an Gegnerdenke-Matrizes abarbeitet – gemeinsam mit den Frauen.

    Dieser geschlechterdemokratische Prozess steht aus – und ist schwieriger als erwartet. Denn irgendwie beschleicht mich immer wieder das Gefühl, daß im Zweifelsfalle doch wieder auf Althergebrachtem zurückgegriffen wird.

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