Applaus für… Bewegungsarbeiterin Jamie Schearer

Dieser Text ist Teil 37 von 41 der Serie Applaus für

Schwarze Realitäten und Anti-Rassismus: Das ist das Thema der Bewegungsarbeiterin Jamie Schearer, die seit 2011 politisch aktiv ist. Warum ihr sie in ihrem Aktivismus unterstützen solltet, erzählt euch der nachstehende Beitrag in einer durch Jamie leicht veränderten Fassung des Ursprungsartikels der Bewegungsstiftung. Wir veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmigung.

Durch ihren Aktivismus versucht Jamie Shearer die strukurelle Dimension von Rassismus in unserer Gesellschaft als auch im europäischen Kontext sichtbar zumachen. Ihr Ziel ist es so den gesellschaftlichen Diskurs kritisch zu bereichern. Lange hat sie sich mit Vorurteilen und Diskriminierung abgefunden, später führt ihr Interesse an Politik und Vorbilder wie ihre Mutter zur Selbstermächtigung, aber auch außerhalb ihrer Familie findet sie starke Vorbilder wie Rosa Parks, Martin Luther King Jr., Kwame Nkrumah und Yaa Asantewaa. Beim Verband binationaler Familien hat sie sich für das Empowerment Schwarzer Kinder engagiert und erste Kontakte zu anderen Organisationen geknüpft.

jamie shearer

Mittlerweile ist die Politikwissenschaftlerin auf vielen Ebenen und in vielen Funktionen aktiv. Seit 2011 ist Jamie Mitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V. und seit März 2014 auch Vorstandsmitglied. Sie arbeitet bei dem Projekt gegen Alltagsrassismus #SchauHin mit, hat im Februar 2014 das erste Netzwerktreffen von Interessenvertretungen Schwarzer Menschen in Europa organisiert und plant derzeit das zweite und ist Vorstandsmitglied des Europäischen Netzwerks gegen Rassismus.

Jamies Ziel ist es, Rassismus sichtbar zu machen und Betroffene darin zu bestärken, für ihre Rechte zu kämpfen. Sie will, dass sich das gesellschaftliche Selbstbild in Deutschland ändert. Sie will, dass es selbstverständlich wird, dass Schwarze Menschen in Deutschland beheimatet sind. Sie will Gleichbehandlung und dass Schwarze Menschen genauso viel Vertrauen in den Staat und das System haben können wie weiß positionierte Personen.

Dass dies zurzeit nicht der Fall ist, zeigt das Beispiel Racial Profiling, ein Thema, zu dem Jamie seit Jahren Kampagnenarbeit macht. Gemeint ist damit das Handeln von Polizei- und Sicherheitsbehörden, das sich nicht auf Verdachtsmomente, sondern auf Kriterien wie vermeintliche Hautfarbe, ethnische Zugehörigkeit, Nationalität oder Religion stützt und dazu führt, dass Schwarze oder nicht-weiße Menschen in Bahnhöfen, Zügen, Flughäfen und Grenzregionen ständig von der Polizei kontrolliert werden. Nach Auffassung der Bundesregierung gibt es Racial Profiling in Deutschland nicht, weil diese Praxis ganz offensichtlich gegen den Gleichheitsgrundsatz und das Grundgesetz verstößt. Doch faktisch wird es von der Bundespolizei gezielt angewendet, mit der Begründung, dass sich so am besten illegalisierte Migration und Terrorismus bekämpfen lassen.

Zusammen mit ihren Mitstreiter_innen bei der Initiative Schwarzer Menschen hat Jamie zwei Petitionen zur Abschaffung von Racial Profiling gestartet und Flashmobs in vielen Städten organisiert. Außerdem unterstützt die Initiative Betroffene, die gegen Racial Profiling vor Gericht ziehen.

Andere Erfahrungen von Alltagsrassismus hat die Twitter-Kampagne #SchauHin sichtbar gemacht, die Jamie zusammen mit den Bloggerinnen Kübra Gümüşay und Sabine Mohamed 2013 gestartet hat. „Wir haben uns gefragt: wie kann Social Media genutzt werden, um Alltagsrassismus sichtbarzumachen?“ erklärt Jamie, die nach ihrem Studium ein Volontariat in einer PR-Agentur gemacht hat. Die Idee wurde ein voller Erfolg. Tausende twitterten ihre Erfahrungen. Alle großen Medien berichteten über die Kampagne. Mittlerweile sind aus der virtuellen Debatte Story Salons entstanden, mit denen Jamie und ihre Mitstreiter_innen die Teilnehmer_innen ermutigen wollen, selbst über Twitter hinaus aktiv zu werden.

Reisen, Schreibtischarbeit, Vernetzungstreffen und Aktionen füllen Jamies Terminplan aus. Doch 90 Prozent dieser Arbeit leistet sie zur Zeit unbezahlt. „Aber das reicht nicht für ein regelmäßiges Einkommen“, sagt Jamie. Deshalb hat sie sich für das Modell Bewegungsarbeit und ein Leben als unabhängige Vollzeit-Aktivistin entschieden mit allen finanziellen Unsicherheiten, die das Bewegungsarbeiter-Programm mit sich bringt. „Мir ist klar, dass ich mir erst einmal einen Kreis von Pat_innen aufbauen muss, aber ich bin zuversichtlich, dass ich mir Strukturen schaffen kann, die es mir ermöglichen, mit meiner Arbeit weiterzumachen.“

Wenn Ihr Jamie unterstützen wollt, so könnt Ihr einer Ihrer Pat_innen werden: http://www.bewegungsstiftung.de/patenschaften.html

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