Gloria Steinem, Hillary Clinton und die politischen Entscheidungen ‚junger Frauen‘

Im November finden in den USA die nächsten Präsidentschaftswahlen statt. Seit Beginn dieses Monats laufen die Vorwahlen, bei denen über die Kandidat_innen innerhalb der Parteien entschieden wird. Dabei offenbaren sich natürlich auch die unterschiedlichsten Lager. Im Kreise der Demokrat_innen wird in erster Linie diskutiert: Hillary Clinton oder Bernie Sanders.

Gloria Steinem, Gründerin des feministischen Ms. Magazines, hat sich klar hinter Clinton gestellt, und nun in einem Interview in der Bill Maher Show verlautbaren lassen, dass junge Frauen, welche für Sanders eintreten, dies ausschließlich täten, da in diesem Lager die Männer/ „boys“ sind. (Im gleichen Interview äußerte sie sich zudem transfeindlich…)

Und auch wenn Steinem mittlerweile auf Facebook sagte, dass sie das alles so natürlich nie gemeint hätte – die Aussage hat ihre Runden gemacht. Und sie ist auf verschiedenen Ebenen gefährlich (und passt allzu gut in – nicht nur US-amerikanische – Vorstellungen, wie Frauen zu Politik zu verorten sind). Zum einen spricht sie sehr vielen ‚jungen Frauen‘ (wer auch immer genau damit gemeint ist) ihre politische Eigenständigkeit ab; die Aussage ist zum anderen hetero_sexistisch und paternalistisch. Sie wiederholt ein klassisches Bild von Frauen, die keine eigenen Meinungen haben und ausschließlich im Bezug auf Männer handeln.

Darüber hinaus aber ist es nur eine weitere Aussage, die das Ablehnen von Hillary Clinton als valide politische Entscheidung negiert. Dabei heißt es dann auch schnell: Wer gegen Clinton ist, der_die ist dies mit Sicherheit aus Sexismus. Wenn aber nicht differenziert werden kann zwischen sexistischen/ misogynen Angriffen gegen Clinton, die es natürlich gibt, und beispielsweise feministische/ anti-rassistische Kritik an Inhalten, bleibt deutlich, dass eine wirkliche Auseinandersetzung unerwünscht ist. (Um die Wahlen 2008 schrieb Steinem übrigens in einer Kolumne , dass sie nicht für Obama sei (sondern für Clinton), da Schwarze Männer das Wahlrecht vor Frauen erhalten hätten und ja besser als Frauen (ohne jegliche Differenzierungen) Machtpositionen eingenommen haben.)

Und Kritiken gibt es ebenfalls an Sanders – denn auch nicht alle ‚jungen Frauen‘ die Clinton kritisieren, landen bei ihm. Und auch nicht alle ‚älteren Frauen‘ (und Menschen anderer Gender). Denn auch hier perpetuiert Steinem das Klischee, dass sich politische Positionen (oder in ihren Worten ja noch mehr das tatsächliche Haben von politischen Positionen vs. dem Nachrennen von Männern) in erster Linie an Generationen festmachen und nicht etwa an komplexeren Situierungen, Lebenserfahrungen und Politisierungsprozessen. Steinem betonte zu dem im Interview, dass ältere Frauen radikaler seien, da Frauen mit dem Alter an Macht verlieren. Eine Aussage, die gerade zu zynisch erscheint, wenn dann ein Dreigespann von Steinem, Clinton und Madeleine Albright, drei weißen älteren Frauen mit sehr wohl Zugang zu bestimmter Macht, auftritt. Denn auch Albright nutzte das Wochenende um ‚junge Frauen‘ zu maßregeln, die sich nicht hinter Clinton stellen: „There’s a special place in hell for women who don’t help each other!“ („Es gibt einen speziellen Platz in der Hölle für Frauen, die einander nicht helfen!“) Und damit wären wir wieder bei einer allseits beliebten Feminimusfrage: Wer verlangt eigentlich Solidarität von wem?

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