87 Euro statt #87Prozent

Es gibt so viele Dinge, die jetzt (und eigentlich immer) zu tun sind: Demonstrieren, Blockieren, Texte schreiben, Bildungsarbeit machen, mit Menschen sprechen, Aktionen planen, unterstützen, lernen. Nicht zu unterschätzen aber ist es Geld zu geben. Wer einige Euro entbehren kann, könnte diese an Organisationen, für Projekte oder konkrete Aktivist_innen geben, die (teils) seit Jahren wichtige Arbeit leisten. Viele freuen sich gerade auch über Daueraufträge, die, wenn auch nur mit kleinen Summen, eine Beständigkeit bieten. Zur Inspiration, wohin denn Geld gegeben werden könnte, gibt es hier eine sehr unvollständige Zusammenstellung. Ergänzt doch gern in den Kommentaren!

Flucht und Asyl waren ein großes Thema dieses Wahlkampfs und bereits am Sonntagabend hieß es von der CSU, dass „Obergrenzen“ nun ganz bestimmt diskutiert werden müssten. Das Sterben vieler Menschen, die versuchen über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, wird nicht erst seit Sonntag billigend von Politiker_innen vieler Parteien hingenommen, eine Verbesserung der Politiken ist nach diesen Wahlergebnissen mehr als unwahrscheinlich. Ihr könntet also konkret an Organisationen spenden, die mit Booten im Mittelmeer unterwegs sind und dort Menschen retten, wie beispielsweise Sea-Watch e.V. und Mission Lifeline. PRO ASYL setzt sich seit 1986 für die Rechte geflüchteter Menschen ein, damals gegründet um der „rechten und rassistischen Hetze gegenüber Asylsuchenden entgegenzutreten“, ist deren Arbeit heute nicht minder wichtig. Oder ihr guckt mal nach dem Flüchtlingsrat eures Bundeslandes, in Berlin beispielsweise gibt es dort einen Fonds, der unbürokratische Nothilfe für Geflüchtete leistet. Die Arbeit von Women in Exile haben wir hier bereits einmal in einem zweiteiligen Interview (Teil 1/ Teil 2) vorgestellt. Zu letzt haben sie die Women Breaking Borders Konferenz vom 22.-24.09. in Berlin organisiert, die auch im Nachgang noch finanziell unterstützt werden kann.

Medienkritik gab es in den letzten Tagen einige – und dies vollkommen zu Recht. Aber statt ausschließlich über die ganz großen Medien-Player zu meckern (was natürlich unbedingt weiter geschehen muss!), überlegt doch auch ob es feministischen, linken, emanzipatorischen Journalismus gibt, den ihr ab und an lest, aber bisher selten mit Geld honoriert. Denkt über Abos für Zeitschriften wie analyse&kritik (die übrigens vor nicht allzulanger Zeit eine Sonderbeilage mit dem Thema Was tun gegen die AfD? produziert haben), dem Missy Magazine und/ oder Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart nach. Auch unterstützenswert ist das aktuelle Fundraising zu freitext kultur- und Gesellschaftsmagazin.

Organisationen, die ständig Informations-/Bildungsarbeit leisten, Beratungsangebote bereitsstellen und Empowerment-Räume gestalten, können nie genug Geld haben um ihre Strukturen aufrecht zu erhalten. Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V. fördert u.a. ein Schwarzes Bewusstsein, Schwarze Projekte und zeigt die Diskriminierung und Benachteiligungen von Schwarzen Menschen auf und bekämpft diese. ADEFRA e. V. – Schwarze Frauen in Deutschland ist ein kulturpolitisches Forum von und für Schwarze Frauen. Im letzten Jahr konnten sie 30 Jahre Schwarze Frauenbewegung in Deutschland feiern. TransInterQueer e.V. bietet ein professionelles Beratungsangebot sowie Bildungs- und Aufklärungsarbeit. LesMigraS ist der Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich der Lesbenberatung Berlin e.V.. Unter anderem unterstützen sie lesbische und bisexuelle Frauen, Trans* und Inter* dabei, ihren Alltag gewaltfrei, diskriminierungsarm und selbstbestimmt zu entwickeln und zu leben. Sie bieten telefonische und persönliche Beratung, Workshops, Publikationen etc. Informations-/ Analyse-/ und Archivarbeit leistet apabiz. Seit 1991 informieren sie zur extremen Rechten und sind unter anderem Gründungsmitglied von NSU-Watch.

Auf Demos, bei Protestaktionen und für viele ständig im Alltag: Polizeigewalt jeglichen Formen und juristische Verfolgung sind wichtige Themen. Unterstützt doch beispielsweise die Rote Hilfe, die wiederum unter anderem Menschen, die als Linke wegen ihres politischen Handelns ihren Arbeitsplatz verlieren, vor Gericht gestellt, verurteilt werden, untersützt, oder die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt, die sich unter anderem mit der Polizeipraxis des Racial Profiling -, der Dokumentation und Aufklärung rassistischer Polizeiangriffe und -übergriffe sowie der Begleitung der Opfer und die Vermittlung zu Beratungsstellen, befasst.

Auch großartig: Buch- und Kulturprojekte von marginalisierten Menschen unterstützen. Wir brauchen immer ein mehr an unterschiedlichen Stimmen, Meinungen, Perspektiven und Ideen, um zu wachsen, zu verstehen und weiterzudenken. Derzeitig läuft beispielsweise das Crowdfunding für eine barrierearme Produktion des Buchs I’m a Queerfeminist Cyborg, That’s Okay. Gedankensammlung zu Anti/Ableismus von Mika Murstein.

Es gibt noch so viel mehr wichtige Organisationen und Vereine, aber ihr könnt außerdem natürlich auch einzelne Personen unterstützen. Ihr lest von einigen ständig mit Gewinn die Tweetreihen, verfolgt deren Einsatz, Texte, Aktionen, Projekte? Viele Leute haben PayPal-Accounts, an die ihr direkt zahlen könnt, wie beispielsweise SchwarzRund (hier ihre Webseite) oder sind bei Patreon, wie etwa Hannah C. Rosenblatt (hier ihr Blog). Im Zweifelsfall, fragt doch eure Lieblings-Aktivist_innen einfach mal, wo und wie ihr sie (finanziell) unterstützen könnt.

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